E-Reader-Vorstellung: Icarus Illumina E653


Im April habe ich euch meine eReader „Sammlung“ vorgestellt. Mit dem ImcoV6L ist damals auch ein Reader bei mir eingezogen, auf dem sich Android Apps installieren lassen. Die reine Tatsache, nun Skoobe auf einem eReader lesen zu können, hat mich ziemlich in Begeisterung versetzt. Im Alltagsbetrieb hat sich aber gezeigt, dass einige Schwächen die Nutzung doch ziemlich gestört haben. Der Akku war eigentlich immer leer, wenn ich lesen wollte und zum „zwischendurch lesen“ sind die Ladezeiten beim Laden der Anwendungen schlussendlich doch zu lang.
Als ich dann vor Kurzem auf den neuen Icarus Illumina E653 gestoßen bin, war meine Neugier geweckt noch einen anderen, neueren Reader mit Android Betriebssystem zu testen. Netterweise stellte mir die Firma auf Anfrage ein Leihgerät für diesen Test zur Verfügung.

Um es vorweg zu nehmen: ich habe der Firma Icarus mein Leihgerät mittlerweile abgekauft. Ich konnte ihn nicht mehr hergeben. Nach ca. 2 Monaten im Testbetrieb hat er sich als treuer Begleiter erwiesen.

Technische Daten
Display :6″ E-Ink Pearl HD, 1024×768 Auflösung, Touchscreen (multi-touch)
Abmessungen/Gewicht:  118 x 168 x 9 mm / 197 Gramm
Geräte-Speicher: 4 GB, mit einer Micro SD-Karte kann der Speicherplatz auf bis zu 32 GB erweitert werden

Unterstütze Formate: PDF, FB2, EPUB, RTF, MOBI, TXT, HTM, JPG, BMP
Prozessor: 1Ghz Dual Core Prozessor mit 512 MB RAM
Android Version: 4.2.2

Preis: 119,95 €

Auspacken und in Betrieb nehmen
Es macht immer wieder Spaß Geräte auszupacken, die optisch so viel hermachen wie der Icarus Illumina. Ich habe gezielt nach der weißen Variante für meinen Test gefragt, da das für mich im grau-schwarzen Reader-Einerlei doch mal eine echte Abwechslung ist. Die Produktbilder lügen nicht: der Icarus ist wunderschön anzuschauen.

 

Der Reader kommt mit wenig Zubehör: ein USB-Datenkabel und die Bedienungsanleitung liegen bei, viel mehr ist aber auch erstmal nicht nötig.
Um den Reader zu laden kann ein USB-Strom-Adapter bestellt werden. Obwohl die Firma dafür natürlich keine Gewähr übernimmt kann dafür aber auch ein Adapter von Smartphone und co verwendet werden. Das aber natürlich (wie bei allen Herstellern) auf eigene Gefahr.
Beim ersten Anschalten war ich völlig hingerissen vom netten Ladebildschirm des Icarus und habe mich über die liebevolle Gestaltung dieses Details sehr gefreut.

Nach einer Ladezeit von ca. 30  Sekunden ist der Reader hochgefahren. Ganz fertig ist er dann allerdings noch nicht, es dauert weitere 2-4 Sekunden bis er auf erste Klicks reagiert. Das finde ich gewöhnungsbedürftig, man hätte hier die Anzeige des Ladebildschirms einfach entsprechend ausweiten können. Beim ersten Einschalten war es nämlich ein kleiner Schreck „warum reagiert der Touchscreen nicht?“, obwohl der Reader ja eigentlich nur noch nicht ganz „hochgefahren“ war. Im alltäglichen Betrieb hat mich das aber nur selten gestört.

Gerät und Verarbeitung

Die Oberfläche des Illumina ist mit einer samtigen Beschichtung überzogen (ähnlich der Rückseite des Kindle Paperwhite) und liegt dadurch auch beim einhändigen Lesen wunderbar sicher in der Hand. Ich habe dadurch außerdem ständig den Drang den Reader zu streicheln ;-). Noch ist die weiße Oberfläche trotz dieser Beschichtung bei mir schön sauber geblieben, ob sich dort auf Dauer (zum Beispiel bei der Verwendung einer Schutzhülle) Verfärbungen ansammeln wird sich noch zeigen.

Die Verarbeitung ist unterm Strich überzeugend. Es knarzt und wackelt nichts, die kleinen Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt und reagieren sicher, auch wenn eine Taste bei meinem Gerät leicht schräg nach vorn steht. An der kleinen Schmuckkante um das Display herum ist bei meinem Reader außerdem eine leichte Ungleichmäßigkeit in der Beschichtung zu erkennen. Bis auf diese minimalen Punkte ist die Verarbeitung meines Readers tadellos.

 
Display und Beleuchtung

Das Display hat im Vergleich zum Kindle einen leicht bläulichen Schimmer. Das kommt besonders im Dunklen bei eingeschalteter Beleuchtung zum Vorschein, bei Tageslicht und auch künstlichem Licht fällt es weniger auf.

Bei komplett ausgeschalteter Beleuchtung sind mir die Kontraste etwas zu gering. Ich habe mich aber auch bei Kindle und Kobo komplett an das Lesen mit (wenn auch gering eingestellter) Beleuchtung gewöhnt, da es bei allen Readern den Kontrast verbessert und mir angenehmer erscheint.
Stark ausgeprägt sind leider die Lichthöfe auf dem unteren Rand des Displays.

Bei ganz schwach oder ganz stark eingeschalteter Beleuchtung sind diese deutlich sichtbar und können beim Lesen auch mal ganz schön nerven. Bei einer mittleren Beleuchtung sind die Lichthöfe weniger sichtbar und haben mich auf Dauer nicht mehr gestört.
Die Lichthöfe kommen außerdem weniger zum tragen, wenn man mit Apps wie Skoobe und Amazon Kindle liest, da sie sich dort nahezu auf die untere Navigationsleiste beschränken. Umso auffallender (und im Zweifelsfall störender) sind sie dann natürlich in der eingebauten Lese-App für epub, mobi und co.

Die Darstellung von Texten ist beim Icarus nicht zu bemängeln, obwohl der erste Eindruck hier ein bisschen täuschen kann. Meiner Meinung nach sind die mitgelieferten Schriftarten zum Teil einfach nicht optimal. Sie wirken ausgefranst oder blass. Da hilft es nur sich unter den vorhandenen Schriftarten etwas Schönes heraus zu suchen oder gleich eine eigene Schriftart zu installieren.
Ich habe für den Test „Fontin“ installiert und bin sehr zufrieden. Die Darstellung ist gestochen scharf und richtig schwarz. Dieses Feature des Icarus sollte man also wirklich nutzen, um das Leseerlebnis nochmal zu verbessern. (Fontin könnt ihr hier runterladen, ich finde diese Schrift für ebooks sehr gelungen und auch auf Dauer angenehm zu lesen.)

Vor allem bei der Verwendung von Apps zeigt der Icarus schon noch deutlich ausgeprägtes Ghosting. Dunkle Hintergründe oder viele Grafiken „fressen“ sich dann gern mal in die folgenden Ansichten hinein. Vom Hersteller wurde dies bedacht und sinnvoll gegengesteuert: am linken Rand des Bildschirms befindet sich ein Refresh Button, der augenblicklich ein erneutes Laden der aktuellen Ansicht erzwingt. Spätestens danach ist die Darstellung ohne Ghosting zu genießen. Gerade beim Lesen innerhalb von Skoobe oder Amazon Kindle habe ich diese Möglichkeit recht gern verwendet, da dort nur in sehr weiten Abständen ein vollständiges Neuladen der Ansicht erfolgt. Da der Knopf für mich sehr günstig liegt, habe ich diesen Refresh nach einer Weile ganz automatisch genutzt. Eine merkliche Belastung für den Akku stellt das nicht dar, für mich also eine gelungene Lösung eines bekannten Problems.
Beim Lesen in der eingebauten App ist der manuelle Refresh übrigens nicht nötig. Hier übernimmt der Reader das automatisch. Das Ghosting ist dadurch weniger zu spüren.

Anschließen an den PC, oder: nicht immer gleich Plug-and-Play?

Das Schöne an einem Android basierten Reader ist die große Freiheit, durch die Nutzung verschiedener Apps und Einrichtung bestimmter Features am Reader. Dafür ist die Verbindung zum PC die bequemste und schnellste Variante. Für die Nutzung von Adobe Digital Editions ist es außerdem sowieso unerlässlich PC und Reader zu verbinden.

Ich hatte am Anfang massive Probleme meinen PC mit dem Reader zu verbinden und kann auch nach diversen Tests nicht sagen, woran das lag.
Ich habe den Reader danach noch mit 2 PCs (Win 7 und Win 8) und einem Netbook (Win 7) getestet, dort funktionierte es ohne Probleme.
Bei meinem PC (Win 7) begrüßte mich der Reader erstmal mit einem Fehlerfenster und begann dann sich ständig vom PC zu trennen und neu zu verbinden. Erst nach dem Installieren eines neuen Chipsatztreibers und dem dritten getesteten Kabel kann ich jetzt eine stabile Verbindung zum Reader herstellen.
Da die Kabel bei anderen Geräten funktionierten, mein PC mit allen anderen Readern wunderbar kommuniziert und ich den Illumina wiederum an so vielen anderen PCs ohne Murren anschließen konnte, vermute ich eine Kombination aus PC, Kabel und Reader, die hier nicht gepasst hat. Für den ersten Start leider natürlich erstmal ein ziemlicher Frustmoment.

Apps und Geschwindigkeit

Kommen wir zur Königsdisziplin dieses Readers. Der kann nicht nur „irgendwie Android Apps installieren“, er kann sie auch ausführen und das richtig flott.
Die Skoobe App lädt bei mir nur unmerklich länger als an meinem Samsung Galaxy S4 und auch alle übrigen von mir installierten Apps lassen sich ohne ungewöhnlich lange Wartezeiten nutzen.
Getestet wurden von mir folgende Apps: 

Amazon Kindle: Die Nutzung der App funktioniert ohne Verzögerungen und ist wirklich in Ordnung. Ungünstig finde ich die sehr kleine Lesefläche, da viel Platz für die Menüs und Optionen der App und des Readers verloren geht.

Skoobe: Ich konnte alle Funktionen der App ohne Probleme nutzen, selbst das Aussuchen neuer Bücher und Scrollen durch die Merkliste klappt deutlich flüssiger als bei meinem anderen Android-Reader. Innerhalb der Buch-Auswahl ist durch die dunklen Hintergründe das Ghosting natürlich besonders stark ausgeprägt.

Evernote: Evernote lässt sich gut und ohne Einschränkungen nutzen, Teilen der Inhalte mittels Social Media funktioniert natürlich nur, wenn dazu entsprechende Apps installiert werden. Sonst bleibt nur das Teilen per Mail oder Facebook. Ungünstig fand ich, dass alle Evernote Apps als Bücher erkannt werden und so immer unter „Neue Bücher“ auf dem Homescreen zu finden sind.

Goodreads: Auch Goodreads ließ sich ohne Probleme nutzen, gefühlt war hier die Ladezeit etwas länger als bei den übrigen Apps, aber bei dieser Anwendung habe ich auch keinen Vergleichswert vom Smartphone.

Google Kalernder Apps: Ich habe diverse Google Kalender Apps getestet (Jorte, aCalendar, Business Calendar) und sie können sich nicht mit meinem Google Konto verbinden. Auf Rückfrage hat mir Icarus bestätigt, dass es nicht möglich ist den Icarus mit dem Google Konto zu verbinden. Dadurch wird der Icarus für mich nicht das Blog-Werkzeug werden, wie ich es erhofft hatte.

Seit dem letzten Update gibt es einen eigenen App Store für den Icarus, eine wirklich schöne Neuerung. Die Apps müssen dann nicht mehr mühsam aus dem Netz gesucht werden (wobei man immer Gefahr läuft bei unseriösen Quellen zu landen).

Der Icarus im Langzeittest

Da mich beim ImcoV6L auf Dauer gestört hat, dass immer wenn ich gerade Lesen wollte der Akku leer war, habe ich diesmal auch die Langzeitnutzung beobachtet.
Ich habe den Reader vollständig geladen liegen lassen und immer im Abschnitt von 5 Tagen wieder für einige Stunden benutzt. Der Akku zeigte anfangs keinen merklichen Verlust während der Liegezeit. Erst im dritten Abschnitt (also nach 10-15 Tagen) war deutlich erkennbar Akkuladung verloren gegangen.
Im direkten Vergleich mit meinem Kindle Paperwhite hatte der Kindle trotzdem einen längeren Atem. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass der Kindle Paperwhite dauerhaft im Standby-Modus, der Icarus dagegen komplett heruntergefahren gelagert war. Für einen Reader mit diesen Hardwareeigenschaften finde ich die Akkuleistung dennoch überzeugend.

Bugs und Support

Ich habe nach den ersten Testtagen einen recht ausführlichen Fehlerbericht an Icarus gesendet. Durch einen Bug war mein „Optionen“-Link verschwunden und die Nutzung des Readers stark eingeschränkt. Das gelieferte Firmwareupdate ließ sich trotzdem problemlos installieren und hat diese Fehler sofort behoben.
Auch später entdeckte Probleme (die Position im aktuellen Buch ging nach dem Ausschalten verloren, Interfaces wurden z.T. japanisch angezeigt) wurden meist schnell und sicher behoben.

Aktuell gibt es nur kleinere Fehler, deren Behebung noch ansteht. Im Interface finden sich kleinere Tippfehler (z.B. „lösschen“) und die Notizen der Notiz App lassen sich nur am PC löschen.

Der Kontakt mit Icarus war durchgehend sympathisch und hilfreich und die gelieferten Firmware Updates haben die größten Probleme behoben. Da es sich hierbei um noch ein ganz neues Gerät handelt, halte ich ein bisschen Geduld weiterhin für nötig. Wer das toleriert kann trotzdem Spaß an diesem Reader haben. Die Firmware und Features werden vom Hersteller ständig weiter entwickelt, die Updates lohnen sich also wirklich.
Wer eine wirklich durchgehend fehlerfreie Firmware erwartet, sollte dennoch zu einem Reader der großen Hersteller greifen. Diese lassen zwar die Android-Features vermissen, sind aber natürlich weniger „arbeitsintensiv“. Wobei ich erwarte, dass mit den nächsten Updates auch beim Illumina ein stabiler Stand erreicht sein wird.

Fazit

Fakt ist, dass ich den Illumina weit häufiger und lieber benutze als seinen Android-Vorgänger. Wenn ich mir ebooks kaufe, fällt meine Wahl trotzdem weiterhin primär auf den Kindle. Für die Skoobe Leihe und epub Ebooks hat sich der Illumina aber gut gemacht und selbst den Kobo ein Stück weit verdrängt.

Als Zweitgerät und für Anwendungen wie Skoobe oder die Onleihe finde ich den Illumina wirklich sinnvoll und angenehm. Da er aber durch die fehlende Shop-Anbindung doch noch etwas weniger Komfort bietet, würde ich den Illumina nicht als vollständigen Ersatz von Kobo / Kindle nutzen wollen.

3 Comments

Add yours

+ Leave a Comment