Rezension: Unterm Lagerfeuer von Nickolas Butler
Einer der Gründe, dass ihr heute diesen Blog lest ist Susis und meine gemeinsame Leidenschaft für DVDs im Papierschuber. Ein anderer Grund ist Nickolas Butlers Buch „Shotgun Lovesongs“. Ich habe das Buch im letzten Sommer gelesen und wollte unbedingt allen, immer und überall davon erzählen. Nun ist mit „Unterm Lagerfeuer“ Nickolas Butlers zweites Buch erschienen und der Klett Cotta Verlag hat mir damit eine riesige Freude bereitet.
„Unterm Lagerfeuer“ von Nickolas Butler
Klett-Cotta Verlag
320 Seiten
18,95 € (Hardcover)
„Unterm Lagerfeuer“ enthält zehn Kurzgeschichten von Nickolas Butler, die sich alle grob mit dem Thema Abschied beschäftigen. Abschiede von einem alten Leben, Abschied von Familienangehörigen, von Ängsten oder einer großen Liebe. Dabei sind die Geschichten nicht alle traurig oder düster. Zwar tragen alle eine gewisse Melancholie mit sich, aber auch eine ganze Menge Hoffnung und Kraft.
Nickolas Butler beherrscht es einfach, die Atmosphäre des mittleren Westens der USA auf eine ganz besondere Weise einzufangen: die Landschaft und Mentalität der Menschen scheint in seine Erzählungen durch und durch eingedrungen zu sein. Bei „Shotgun Lovesongs“ meinte ich so die ganze Zeit eine staubige Straße im Sommer zu bewandern, in „Unterm Lagerfeuer“ erlebt man einen klirrend kalten Winter.
Obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Kurzgeschichten bin, habe ich das Buch förmlich aufgesogen. Nickolas Butler schafft es wieder völlig authentische und unglaublich sympathische Charaktere zu erschaffen. Bei wirklich jeder Geschichte war ich am Ende traurig, die Figuren entrissen zu bekommen. Ich wollte sie noch länger begleiten und hätte auch jeweils gern einen kompletten Roman mit ihnen verfolgt. Die Geschichten sind dabei in aller Kürze und Einfachheit oft sehr vielschichtig und bewegend. Die Erzählung „Regenwasser“ dreht sich um einen Großvater, der seinen Enkel bei sich aufnimmt, weil die Tochter mit dem Jungen überfordert ist. Ein kurzer Nachmittag zwischen den beiden wirft dabei so viele Fragen auf, erzählt aber auch so viel über alle Charaktere (und sogar über die abwesende Mutter) dass es mich wirklich beeindruckt hat.
„Es ist oft gar nicht so leicht, der Schwerkraft unserer Kindheit zu entkommen.“ S.14
Auch die titelgebende Geschichte „Unterm Lagerfeuer“ hat sich mir ins Herz gebrannt. Wenn ich an das Buch denke, habe ich sofort das Bild des brennenden Lagerfeuers auf der vereisten Fläche eines Sees vor Augen. Zerstörerisch und schön.
Es sind diese Szenen, Menschen und Handlungsschnipsel die „Unterm Lagerfeuer“ für mich so wertvoll machen. Es ist als würde man einer Reihe guter Bekannter Begegnen und jeder von ihnen trägt seine ganz eigene, besondere Geschichte mit sich. Durch Nickolas Butlers bildgewaltige Beschreibungen und tolle Sprache bleiben sie alle irgendwie haften.
„Unsere Bemerkungen waren wie Flugzeuge, die in großer Höhe aneinander vorbeiflogen, meilenweit voneinander entfernt.“ S. 21
Mit „Unterm Lagerfeuer“ hat Nickolas Butler einen würdigen Nachfolger für „Shotgun Lovesongs“ geliefert, der wieder Geschichten und Charaktere bietet, die haften bleiben. Ich vergebe 5 von 5 überzeugten Leseratten.
Das Buch in einem Tweet: „Unterm Lagerfeuer“ handelt von Abschieden: von Lebensabschnitten, Familienmitgliedern,Ängsten. Es liefert Bilder & Protagonisten fürs Herz.
[…] so beeindruckend, einfach aber einmalig (ich empfehle seine Kurzgeschichten, das titelgebende “Unter dem Lagerfeuer” kann ich nie mehr vergessen). Wie Kings Maine, so habe ich Nickolas Butlers Amerika ganz besonders […]