Rezension: Der Vater des Attentäters von Noah Hawley
Kaum ein Buch hat mich in der letzten Zeit auch noch lange nach dem Lesen so beschäftigt wie „Der Vater des Attentäters“. Die Geschichte liest sich unglaublich authentisch, ist spannend und bedrückend. Das Buch erzählt von dem Schmerz, einen geliebten Menschen vielleicht doch nicht so gut zu kennen, wie wir meinten. Vom Zweifel an „dem Guten im Menschen“.
„Der Vater des Attentäters“ von Noah Hawley
Nagel & Kimche (Hanser Verlag)
400 Seiten
21,90 € (Hardcover)
In den USA wird kurz vor der Präsidentschaftswahl ein Attentat auf den gefeierten Kandidaten der Demokraten verübt. Paul Allen, der die Meldung besorgt im Fernsehen verfolgt, fällt aus allen Wolken, als er erfährt, dass sein Sohn als Attentäter inhaftiert wurde. Sein Sohn Daniel soll es gewesen sein, der kaltblütig auf einer Wahlkampfveranstaltung die Waffe zog und den Kandidaten niederschoss. Paul möchte diese Nachrichten nicht wahrhaben, möchte für die Freiheit seines Sohnes kämpfen und kämpft dabei auch gegen die eigenen Erinnerungen.
Die Geschichte dieses Buches hat mich absolut gepackt. Das Thema des Buches wird sehr sachlich, aber dennoch spannend behandelt. Nie werden alte Klischees bedient, weder der „wahnsinnige Attentäter“ noch „die schlechte Kindheit“ werden unreflektiert zur Hand genommen. Vielmehr durchleben wir gemeinsam mit dem Vater des Attentäters einen wahren Albtraum. In drei Zeitebenen wird erzählt, wie Paul direkt nach dem Attentat reagiert, um seinen Sohn kämpft und von einem Irrtum überzeugt ist. Später begleiten wir Pauls verzweifelte Versuche während der Verhandlungen die Unschuld seines Sohnes zu beweisen. Den Schluss bildet ein Erzählstrang ein Jahr nach dem Attentat. In diesen drei Etappen durchlebt Paul eine große Entwicklung und auch als Leser wird man hin und her geworfen mit den eigenen Empfindungen und Sympathien.
Die Geschichte baut sich wirklich logisch auf, lässt aber auch nicht die Emotionen der beteiligten Personen aus. Rückblenden in die jüngere Vergangenheit des Attentäters Daniel sorgen zusätzlich für Atmosphäre. Durch diese menschlichen Beschreibungen des Täters konnte ich mich direkt in die Situation von Daniels Vater hineinversetzen. Fast erliegt man seiner Paranoia und hofft mit ihm auf einen großen Irrtum oder eine Verschwörung. Durch diesen Aufbau wird die Betrachtung von Täter und Opfer völlig verschoben, lässt ganz neue Betrachtungen zu.
Ich kann wirklich gar nicht genug von diesem Buch schwärmen, war von Aufbau und Charakteren (wie gesagt) sehr begeistert, habe mich aber auch in der atmosphärischen Erzählart und tollen Sprache völlig wohlgefühlt. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, ein Buch mit Suchtpotential. Man muss das Ende erfahren, fiebert und hofft im Verlauf der Handlung.
Unterm Strich hat mich dieses Buch sehr bewegt, zum Nachdenken angeregt und schlussendlich unterhalten. Ich bin völlig überzeugt und vergebe 5 von 5 Leseratten, für eine Geschichte die mir noch lange im Kopf herumschwirren wird.
Das Buch in einem Tweet: „Der Vater des Attentäters“ stellt die Frage nach Täter und Opfer ganz neu, ist spannend und regt zum Nachdenken an. Unbedingt lesen!
[…] „Der Vater des Attentäters“ von Noah Hawley wird ein junger Mann eines Attentats bezichtigt, sein Vater kämpft glaubt an seine Unschuld und […]