Rezension: Strafe von Hakan Nesser / Paula Polanski


Eigentlich hat mich Hakan Nesser ja seit Inspektor Barbarotti völlig von sich überzeugt. Ja, eigentlich. „Strafe“ lässt mich ein wenig hin und her gerissen zurück, die Geschichte wirkt intelligent konstruiert und hat ihre Stärken, allein die Begeisterung fehlt, der Funke ist nicht übergesprungen.

Strafe„Strafe“ von Hakan Nesser / Paula Polanski
btb Verlag
288 Seiten
15,99 € (ebook)

Jahrzehntelang hat Max Schmeling nichts mehr von seinem ehemaligen Schulkameraden Tibor Schittkowski gehört. Mittlerweile ist Max ein erfolgreicher Autor, als ihn der Brief seines alten Freundes erreicht. Tibor rettete Max dereinst das Leben und fordert ihn nun auf, diese Schuld zu begleichen. Unter einer schweren Krankheit leidend benötigt er Max‘ Hilfe, um sich einen letzten Wunsch zu erfüllen. Aus der ungewöhnlichen aber harmlosen Bitte wird ein seltsames und gefährliches Geschehen…

Die Geschichte rund um die alten Freunde Max Schmeling und Tibor Schittkowski dreht sich um die Kontraste zwischen Ruhm und Verlust, gerechten Lohn und gerechter Strafe für die Taten eines Lebens. Dabei kommt die Geschichte allerdings recht ruhig und unspektakulär daher, die Zusammenhänge werden erst Stück für Stück klar.
Ganz viel an diesem Buch hat mir richtig gut gefallen: durch die Hauptfigur drehen sich viele Abschnitte der Handlung um die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, um das Lesen und Schreiben. Das liest sich interessant und hat mir als Leseratte super gefallen. Auch die Kontraste zwischen Max und Tibor, die Rückblenden in ihre Kindheit und die dadurch entstehende Sicht auf diese beiden gegensätzlichen Charaktere haben mich gut unterhalten.
Für Hakan Nesser typisch ist die Geschichte sehr ruhig und atmosphärisch verfasst, Verfolgungsjagden und knallharte Cops sucht man vergeblich, alles wirkt alltäglich und echt.
Diese vielen positiven Eindrücke werden leider schließlich doch getrübt. Im Verlauf der Geschichte wird zu viel Versprochen. Große Geheimnisse werden angekündigt, man erwartet ein Feuerwerk und bekommt… ein Tischfeuerwerk. Das macht auch Spaß, das große „Aaah!“ und „Oooh“ bleibt aber leider aus. Vermutlich hätte mich das Buch sogar mehr beeindruckt (und die Konstruktion ist wirklich gelungen) wenn die Zuspitzung der Geschichte nicht so viel andeuten würde. Immer wieder erwartet man vergebens die großen Enthüllungen. So verpufft der eigentliche Clou der Geschichte leider schlussendlich ein wenig. Auf mich hat dieser gewisse Kniff zudem ein wenig unglaubwürdig konstruiert und recht losgelöst vom Rest gewirkt.
So bleibe ich schwankend. Einerseits habe ich die Idee einen Autor und das Schreiben zum Zentrum einer Geschichte zu machen genossen. Andererseits lässt mich die Umsetzung ratlos zurück. Unentschiedene 3 von 5 Leseratten für ein Buch das mich gut unterhalten hat, meine Erwartungen aber nicht erfüllen konnte.

Das Buch in einem Tweet: „Strafe“ ist gewohnt Hakan Nesser ruhig und gut konstruiert, ungewohnt ist die fehlende Spannung & die unglückliche Auflösung. Unentschieden.

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