Rezension: Was mit Kate geschah von Cahterine O’Flynn
Eigentlich sollte dieser Blog ein Lesetagebuch werden, das meine Streifzüge durch die Literatur dokumentiert. Doch unversehens, hat der Blog mein Leseverhalten auch verändert. Statt wie früher alte Lieblinge mehrfach zu lesen, verbringe ich viel Zeit mit Neuentdeckungen, neuen (mir) unbekannten Verlagen und natürlich Neuerscheinungen. So schön das ist, die alten Schätze sind dadurch in der letzten Zeit zu kurz gekommen.
Doch nun (wozu so ein Umzug gut sein kann!) habe ich sie alle wieder in die Regale gebracht und bekam unbändige Lust, auch dort mal wieder meine Lesezeit zu verbringen. Vor allem „Was mit Kate geschah“ lies mir keine Ruhe.
„Was mit Kate geschah“ von Cahterine O’Flynn
btb Verlag (meine Ausgabe ist die gebundene Ausgabe des Artrium Verlags aus dem Jahr 2009, aber die ist mittlerweile vergriffen)
272 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)
1984 in Birmingham, die 10jährige Kate ist ständig auf Achse, als kleine Detektivin observiert sie „verdächtige“ Personen im Shoppingcenter Green Oaks und kommt dem „Verbrechen“ in der Nachbarschaft auf die Schliche. Kate ist ein liebenswertes und kluges Mädchen, aber hat kaum gleichaltrige Freunde. Auf einem ihrer Streifzüge verschwindet das Mädchen eines Tages spurlos, der Fall wird nach kurzen Ermittlungen eingestellt. Niemand weiß, was mit Kate geschah. Erst als zwanzig Jahre später ein junger Wachmann im Shopping Center auf seinen Überwachungskameras Kate erkennt, kommt der Fall wieder in Fahrt.
Im ersten Abschnitt des Buches lernen wir Kate kurz vor ihrem Verschwinden kennen. Aus ihrer Sicht werden ihre Observierungen beschrieben, die tragischen Familienverhältnisse des Mädchens thematisiert. Der Ton in diesem Abschnitt ist so charmant, kindlich naiv und gleichzeitig altklug, dass mir Kate immer wieder ans Herz wächst.
Die mittelenglische Stadt ist in dieser Zeit vom wirtschaftlichen Umbruch und dem Niedergang der großen Industrieanlagen geprägt. Viele Läden wurden durch die Neueröffnung des Shoppingcenters Green Oaks in den Ruin getrieben. Diese trostlose Atmosphäre schimmert auch in der Geschichte immer wieder durch.
Im zweiten Abschnitt des Buches begleiten wir 20 Jahre später zwei Mitarbeiter des Shoppingcenters. Sie bekamen damals Kates verschwinden mit und kommen ihr jetzt unerwartet nah. Aber „Was mit Kate geschah“ ist auch in diesem Abschnitt (trotz aller Spannung) kein Krimi! Vielmehr wird auch hier der Fokus auf die Rahmenbedingungen der Charaktere und des Ortes gelegt. Wie 20 Jahre zuvor, scheint auch hier die Lage eher trist und grau, aber auch von ganz neuen Möglichkeiten gekennzeichnet.
Ich kann die Stimmung in diesem Buch nur schwer beschreiben: die Aufbruchsstimmung und das grau-trostlose von Birmingham bedrücken einerseits, Kates verschwinden gibt Rätsel auf und reist mit. Andererseits begeistern die Entwicklungen der Charaktere und die feinen Beobachtungen mich immer wieder.
Weite Teile der Handlung spielen sich im Mikrokosmos des Shoppingcenters ab, aber alle Entwicklungen dort haben auch Rückschläge auf das übrigen Leben der Protagonisten.
„Was mit Kate geschah“ ist für mich immer wieder ein Lesegenuss. Spannend und mitreißend, mit Charakteren, die ans Herz gehen und sozialen Hintergründen beziehungsweise einer Atmosphäre die im Gedächtnis bleibt. Auch nach 6 Jahren wieder ungetrübte Begeisterung, 5 von 5 Leseratten für einen meiner persönlichen Buchschätze!
Das Buch in einem Tweet: „Was mit Kate geschah“ ist &bleibt einer meiner Lieblinge, ein Herzensbuch mit Spannung und interessanten Konflikten zum immer-wieder-lesen!
[…] ich euch nicht erzählte” gefällt, könntet ihr auch Gefallen an einem meiner Lieblingsbücher “Was mit Kate geschah” von Catherine O’Flynn finden. Ein ähnlich literarischer, ungewöhnlicher […]