Filmfreitag: Learning to drive
Endlich wieder Sneak! Nach Ausfällen, Terminen und der Renovierung des Kinosaals war es wieder so weit. Mittwoch ist Sneaktag! Und wir wurden direkt mit einem guten Film belohnt.
“Learning to drive”, Koch Media
Kinostart: 06.08.2015
Spiellänge: 90 min
FSK: 0
Wendy (Patricia Clarkson) wird von ihrem Mann verlassen. Um auf andere Gedanken zu kommen, bittet ihre Tochter sie nach Vermont zu begleiten. Das geht aber nur mit dem Auto, doch Wendy hat keinen Führerschein. Zufällig lernt sie Darwan (Ben Kingsley) kennen – Taxifahrer und Fahrlehrer, der vor Jahrzehnten als politisch Verfolgter aus Indien in die USA kam. Es prallen Welten aufeinander: Die unglückliche, gutsituierte Intellektuelle und der schwer arbeitende Lebensphilosoph, der täglich mit Anfeindungen und in einfachen Verhältnissen leben muss. Aber gleichzeitig sind sie auch Gleichgesinnte. Die Fahrstunden wandeln sich zu Lektionen über das Leben.
Was ist die bessere Basis für eine Beziehung: Gleiche kulturelle Herkunft oder ähnliche geistige Anlagen? Ist es wichtiger ein guter Mensch zu sein oder seinem Herzen zu folgen? Wie lebt man als amerikanischer Staatsbürger mit Turban in einem Land, das von der Angst vor Terrorismus beherrscht wird? Wie kann man im mittleren Alter eine große Veränderung im Leben meistern?
Der Film beschäftigt sich mit diesen und vielen Fragen mehr. Und das auf ruhige und unaufdringliche Weise. Ebenso wie Darwan plätschert der Film meditativ vor sich hin, immer bemüht nicht die Fassung zu verlieren. Gerade der Absturz von Wendy ist dadurch nicht so überdreht und neurotisch dargestellt wie in vielen anderen Filmen.
Allerdings muss man dafür auch die nötige Geduld aufbringen. Die langen Einstellungen sind für den heutigen Filmgucker sehr ungewohnt und wirken auf manchen vielleicht langatmig, aber dafür hat man nicht – wie sonst gerne in solcher Art von Filmen – auf die Hintergrundmusik verzichtet.
Insgesamt ist “Learning to drive” ein gut gemachter, ruhiger Film mit hervorragender Besetzung. Ben Kingsley und Patricia Clarkson können routiniert aufspielen und brillieren in ihren jeweiligen Rollen. Wer beispielsweise “Her” mochte, für den ist auch dieser Film etwas. Von mir gibt es vier von fünf Kinoratten.
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