Rezension: Nicht ganz schlechte Menschen von Helmut Krausser
Dieses Buch hat Alex mir geschenkt, weil es voller Buchreize für mich ist: Drei verschiedene Städte in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg und ich wollte schon immer etwas über den spanischen Bürgerkrieg lesen. Es war auch ganz interessant, aber irgendwie nur nett.
“Nicht ganz schlechte Menschen” von Helmut Krausser, Dumont Buchverlag
576 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)
Karl und Max sind Zwillinge, sehr intelligent und wissen von Beginn ihres Lebens an, dass sie zu Höherem berufen sind. In ihrer Jugend entdecken sie die Philosophie und den Idealismus für sich und entfernen sich dadurch voneinander. Karl begeistert sich für die neue kommunistische Weltanschauung, während Max in Nietzsche seinen geistigen Ziehvater findet. Nach dem Tod ihres Vaters verfügen sie kurz vor ihrer Volljährigkeit über ein kleines Vermögen, dass es ihnen ermöglicht ihr sorgenloses Leben weiter zu führen und weiter nach dem großen Beitrag zu suchen, den sie ihrer Ansicht nach leisten würden. Mit dem Aufstieg der Nazis entscheiden sie sich zusammen mit Ellie – die Geliebte von Max und eine Prostituierte – nach Frankreich zu emigrieren, wo sich Max und Ellie mit zweifelhaften Geschäften über Wasser halten. Karl entscheidet später nach Spanien zu gehen, um dem Kommunismus im Spanischen Bürgerkrieg beizustehen.
Der Titel des Buches bringt den Charakter der drei Hauptfiguren auf den Punkt: Sie sind nicht ganz schlechte Menschen. Sie versuchen in einer Zeit zu überleben, die durch Extreme gekennzeichnet ist und in der die Welt im Aufbruch ist und niemand weiß, wie das alles enden wird. Die Geschichte der Figuren wird dabei immer wieder durch kleine Einschübe zum Weltgeschehen unterbrochen, um dem Leser einen Eindruck zu vermitteln, was außerhalb dieser kleinen, extravaganten und sehr ungewöhnlichen Gruppe passiert.
Interessant ist, dass der Autor in seinem Nachwort enthüllt, dass es diese drei Personen wirklich gegeben hat. Auch einige Details ihres Lebensstil sind überliefert. Das meiste entspringe aber seiner Fantasie.
Insgesamt ist das Buch ein gutes Zeitportrait mit der richtigen Mischung aus historischen Fakten, fiktiven Beschreibungen und passenden Stenotypen als Nebenfiguren. Der Schreibstil ist von kurzen prägnanten Sätzen geprägt, die einen durch das Buch tragen. Eine kleine Warnung: Es ist außerdem nicht ganz jugendfrei. Wenn auch nähere Beschreibungen fehlen, geht es über weite Strecken – insbesondere auch wegen der Bisexualität von Max – um Sex.
Was lässt sich sonst über dieses Buch sagen? Nicht viel – es ist interessant, nett, kurzweilig, aber man muss es nicht gelesen haben. Deswegen verdient es solide drei von fünf Leseratten.
Das Buch in einem Zwitschern:
”Nicht ganz schlechte Menschen”: eine skurrile Geschichte in den 30er Jahren Europas. Nett, interessant, kurzweilig, ungewöhnlich.
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