Rezension: Freedom’s Child von Jax Miller
Ehrlich gesagt, dachte ich, dass „Freedom’s Child“ und ich nicht zusammenpassen würden. Wie zwei Bekannte, die zwar grundsätzlich gleiche Interessen haben, aber nicht dieselbe Sprache sprechen und so nie zu echten Freunden werden. Weil mich aber die Geschichte doch gereizt hat, habe ich dem Buch eine Chance gegeben und es nicht bereut.
„Freedom’s Child“ von Jax Miller
Rowohlt Polaris
362 Seiten
14,99 € (Broschiert)
Freedom Oliver. So lautet der Name, den sie sich im Zeugenschutzprogramm geben lies. Der Name, der ihren größten Wunsch schon deutlich zum Ausdruck bringt: Freiheit! Ihr altes Leben ist ausgelöscht und verfolgt sie dennoch. Die Sehnsucht nach ihren Kindern zerreißt sie und trotz allem Schutz den das Programm ihr bietet, muss sie ständig in der Deckung bleiben. Es kommt schließlich dennoch der Tag, an dem ihre Feinde ihre Witterung wieder aufnehmen.
„Freedom’s Child“ ist ein dreckiger, harter und böser Thriller. Kein Buch, das sich lang und breit in der Beschreibung von Gewalt und Brutalität ergeht und trotzdem eine Geschichte, die es in sich hat. Es fließt Blut, es wird getrunken, geflucht und gekämpft.
Ich brauchte eine Weile um in die Geschichte einzusteigen. Zu Trist und ein wenig perspektivlos wirkte die Geschichte auf mich. Auch der prägnante und etwas abgehakte Erzählstil machte mir zunächst zu schaffen. Diese Art des Erzählens liegt mir normalerweise einfach überhaupt nicht. Im Verlauf der Geschichte konnte ich mich aber in diesem Buch völlig auf den Stil und die dadurch entstehende kalte, harte Atmosphäre einlassen. Vor allem die immer wiederkehrenden Kapitelanfänge „Mein Name ist Freedom und…“ wirkten schließlich hypnotisch auf mich. Sie verdeutlichen einerseits, wie sehr Freedom im Zentrum der Geschichte steht, zeigen andererseits die vielen verschiedenen Facetten der Protagonistin.
Freedom ist zunächst ein ziemlich zäher Hund aber auch eine liebende und verzweifelte Mutter. Freedom ist mutig und geht hart gegen Ungerechtigkeit vor, sie ist aber ebenso ängstlich und erschöpft. Stück für Stück fügt sich so das Bild einer interessanten Persönlichkeit, die im wahrsten Sinne des Wortes Dreh- und Angelpunkt des Buches ist.
Diese Konzentration auf eine Figur und ihre verschiedenen Aspekte, auf ihre Vorgeschichte aber auch eine gegenwärtige Entwicklung hat mich schließlich so gefesselt. Freedom ist eine Figur, der man (mit einem gewissen Sicherheitsabstand) gern zuhören würde, wenn sie in einer Bar ihre Lebensgeschichte erzählt.
Neben Freedom sind es aber vor allem die unzähligen spannenden Nebencharaktere, die zur bösartigen und schmutzigen Atmosphäre der Geschichte beitragen. Von „nett“ sind sie alle ziemlich weit entfernt und manche sind regelrecht beängstigend.
Insgesamt hat mich „Freedom’s Child“ gut unterhalten und sprachlich trotz größter Vorbehalte wirklich überzeugt. Die Geschichte ist ungewöhnlich und bewegt sich (auch wenn sie nicht ganz neu ist) nur am Rande in den üblichen Klischees. Durch den sperrigen Einstieg in die Geschichte und die doch sehr klare Abgrenzung der Geschichte auf eine Protagonistin, vielleicht nicht ein Buch für jeden Leser, aber auf jeden Fall einen Versuch wert. Von mir gibt es gute 4 von 5 Leseratten.
Das Buch in einem Tweet: „Freedom’s Child“ ist ein ungewöhnlicher, harter und böser Thriller. Sprachlich prägnant und mit einer schmutzigen Atmosphäre.
Ich bin ja persönlich nicht so ein großer Fan von Thrillern, das klingt allerdings nach einem perfekten Buch für meine Mum. Werde die Empfehlung gleich mal an sie weiterleiten ;)
Liebe Grüße, Jen
Hmmm … jetzt werde ich doch neugierig :-)
Das Buch ist mir schon öfters „über den Weg gelaufen“ aber ich habs dann doch nie mitgenommen. Vielleicht überlege ich mir das nochmal, wenn ich die nächste Woche der Buchhandlung einen Besuch abstatte!
Danke für den guten Einblick!
LG; Kati