Rezension: Die Liebe ist ein schlechter Verlierer von Katie Marsh
Heute erscheint ein Buch, das ich im Rahmen des Hugendubel Vorablesens bereits vor dem Erscheinungstermin lesen durfte. Obwohl ich wirklich wählerisch bin, was Liebesgeschichten angeht, hat mich dieses Buch sehr interessiert und ich freue mich, dass ich ein bisschen was dazu erzählen kann.
„Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ von Katie Marsh
Diana Verlag
416 Seiten
12,99 € (Broschiert)
Hannah will Tom verlassen. Raus aus der (ihrer Meinung nach) eingefahrenen Ehe und ihrem frustrierenden Job, mit einem Schlag allen Ballast von sich werfen und ihre Träume verwirklichen. Der Tag, an dem sie Tom das sagen will, kommt dann ganz anders als erwartet. Dieser Tag lädt ihr viel Last auf, sorgt aber auch dafür, dass sie ihr Leben und ihre Liebe neu bewertet.
Mich hat das Buch ehrlich gesagt ziemlich hart erwischt. Ich ging von einer Geschichte aus, in der ein männlicher Protagonist um die Liebesbeziehung kämpft (Hach, Herzschmerz!) und freute mich auf kitschige Liebesbekundungen. Dann mit einer Geschichte konfrontiert, die derartige Schicksalsschläge und gar nicht rosarote Gefühle thematisiert, war ich überrascht, ein wenig erschrocken und später erfreut.
In „Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ geht es neben den (eher standardmäßigen) Umbrüchen in einer Beziehung vor allem um Verantwortung und den Konflikt der eigenen Wünsche mit dem, was für ein Paar das Beste ist. Dieser Ansatz gefiel mir wirklich gut, wurde nur leider nicht völlig konsequent zu Ende gebracht.
Einerseits begeisterte mich die Entwicklung der Protagonistin: Hannah wird als sensibler Mensch, gefangen zwischen widerstreitenden Gefühlen schön dargestellt. Toll ist dafür, wie die Geschichte in zwei Zeitebenen immer wieder zwischen der aktuell angespannten Situation und dem Beginn der jungen Liebe wechselt. Durch diese Rückblenden, mit ihren Teils wirklich innigen Momenten, kann man Hannahs Zerrissenheit gut nachvollziehen. Auch Tom wird interessant dargestellt, bleibt allerdings ziemlich blass und streckenweise leider ein wenig unsympathisch (zum Glück wird das durch die Rückblenden ebenfalls relativiert). Trotzdem wird mit dieser gelungenen Entwicklung der Charaktere die Basis für eine besondere Geschichte gelegt.
Leider bekam ich andererseits im Verlauf der Handlung immer stärker das Gefühl, die Autorin ist sich selbst nicht sicher, wohin ihre Figuren wollen bzw. traut sich nicht ein „extremes“ eindeutiges Ende zu verfassen. Oder sie hält sich besonders streng an dramaturgische Formeln (ein Höhepunkt der Handlung, dramatische Wendung, etc…). Das wirkte für mich im Hinblick auf das Grundthema nicht stimmig.
Noch ein Punkt am Rande, der mir hier wirklich sauer aufgestoßen ist: fast alle Figuren scheinen ein Alkoholproblem zu haben. Was da im Verlauf des Buches weggezwitschert wird, war schon wirklich auffallend viel und regelmäßig. In einem Buch von Stephen King wäre man damit bei den AA-Treffen gelandet…
Sprachlich und von der Konstruktion (wechselnde Zeitebenen, genug aber nicht zu viele Nebenhandlungen) war das Buch trotzdem sehr angenehm zu lesen. Unkomplizierte Lektüre, aber nicht zu platt und durch ausreichend Konflikte durchgehend spannend.
Unterm Strich lässt mich das Buch hin und her gerissen zurück. Ich mag die Idee und Überlegungen hinter der Geschichte. Was bin ich bereit zu tun, wenn mein Partner mich am dringendsten braucht? Gerade vor dem Hintergrund der eher „kaputten“ Beziehung ein interessantes Gedankenexperiment. Leider dabei nicht ganz konsequent zu Ende gebracht und sprachlich kein allzu beeindruckendes Buch. Für mich sind das insgesamt recht zufriedene aber nicht übermäßig begeisterte 3 von 5 Leseratten.
Das Buch in einem Tweet: Thematisch ernster und tiefer als übliche ChickLit, dafür ein großes Plus, sonst ist „Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ z.T. durchwachsen.
Hi Alexandra!
Ich lese das Buch gerade. Bin aktuell auf S. 81 und finde es ganz gut. Eigentlich lese ich gerade was anderes und wollte nur kurz reinlesen, aber dann bin ich hängen geblieben.
Bisher finde ich ehrlich gesagt keine der Figuren sympathisch. Weder Hannah, noch Tom und schon gar nicht seine nervige Schwester. Allerdings habe ich bei letzter das Gefühl, da kommt noch einiges an Erklärungen, wieso sie so ist, wie sie ist.
Was mir gut gefällt, sind die zwei Zeitebenen und auch die Art,wie die Autorin sie schreibt. Normalerweise mag ich keine Romane im Präsens, aber hier habe ich es tatsächlich erst gar nicht gemerkt. Verwirrend! :-)
Wegen des Alkohols… das Buch ist von einer Engländerin. Die haben glaube ich tatsächlich teilweise noch einere andere Sicht auf Alkohol wie z.B. die Amis. Aufgefallen ist es mir allerdings auch. Auch die Raucherei.
LIebe Grüße,
Steffi
Hi,
ich bin gespannt wie du am Ende des Buches vor allem die Entscheidungen und Entwicklungen beurteilst. Vielleicht bin ich auch allein mit dem Gefühl, dass eine „eindeutigere“ Entwicklung besser gepasst hätte. Aber nun gut, ich möchte auch nicht vorgreifen.
Mit den Figuren ist das hoffentlich nicht falsch rüber gekommen, Hannah war mir durchaus sympathisch, zum Teil auch Tom, nur das er etwas blasser blieb und irgendwie dadurch einiges etwas unsympathisch wirkte. Die „nervige Schwester“ (oh ja!) ist glaub ich so bewusst als „störendes Element“ eingebaut und dafür erfüllt sie ihren Zweck ganz gut.
Zum kulturellen Hintergrund wollte ich erst noch etwas schreiben, ja, der Unterschied ist mir bei einigen englischen Autoren/Autorinnen schon aufgefallen, hier fand ich es nur selbst dafür etwas viel. ich hatte gedanklich Mhairi McFarlane zum Vergleich im Kopf. Auch da trinken die Figuren gern mal und es geht abends oft in den Pub, trotzdem hatte ich da nicht so das Gefühl, dass sich die Protagonisten noch mit Whiskey die Zähne putzen ;)
Viele liebe Grüße
Alex