Rezension: Neun Tage von Toni Jordan
Toni Jordans Buch “Neun Tage” erzählt neun Geschichten von jeweils einem Tag im Leben neun unterschiedlicher Personen. Obwohl diese Geschichten eigentlich völlig losgelöst wirken und zeitlich nicht chronologisch zusammenhängen, ergeben Sie am Ende ein großes Ganzes. Die Geschichten von “Neun Tage” führen uns dafür von einer jungen Liebe in einem Vorort von Melbourne zur Zeit des zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart. Stück für Stück setzt sich dabei, wie bei einem Puzzle, die Handlung zusammen und feinste Verbindungen werden sichtbar.
Für mich ging es in “Neun Tage” vor allem um die Kostbarkeit des Augenblicks. Dadurch, dass wir jede Figur nur einen Tag lang begleiten und ihr Leben nur kurz streifen, bekommt jeder Moment eine ganz besondere Schwere und Bedeutung. Durch diesen Kniff wird uns der Zauber von wunderschönen Begebenheiten mit genauso großer Wucht deutlich, wie die Tragik eines verpassten Moments. Das ist tragisch und schön zugleich, für mich wirklich Lektüre mit Herz.
Besonders gut hat mir die Unterschiedlichkeit der neun Charaktere gefallen: eine etwas schusselige Psychologin, ein junger Mann kurz vor dem Kriegseinsatz, eine verzweifelte Mutter. Jede Figur bekommt einen eigenen Abschnitt, kämpft an diesem einen Tag mit ihren eigenen Wünschen und Problemen. Dafür hat auch jeder Abschnitt einen eigenen Erzählton. Zwar sind sie stilistisch dicht beieinander, doch lassen sie in ihrem Aufbau deutliche Unterschiede erkennen.
Schön gelungen ist auch die Verbindung der einzelnen Geschichten. So treten Figuren, welche in vorangegangenen Erzählungen eine “Nebenrolle” spielen, in einem späteren Abschnitt in den Mittelpunkt, ihre Handlungen und Beweggründe werden deutlich.
Die Flüchtigkeit und kürze der Geschichten bringt es aber leider auch mit sich, dass wir uns häufig viel zu schnell von einem Charakter verabschieden müssen. Einzelne Aspekte hätten für meinen Geschmack mehr Raum gebraucht. Dadurch, dass sie ein wenig an der Oberfläche bleiben, sind sie nicht so eindringlich (und eindrücklich) wie es Figuren und Thematik hergegeben hätten. Einige Teile verblassen viel zu schnell.
Unterm Strich ist “Neun Tage” trotzdem sehr schöne Lektüre fürs Herz. Ein Buch, das mit Romantik und Drama an die Unwiderbringlichkeit kostbarer Momente erinnert. Zusammen sind das 4 von 5 Leseratten.
“Neun Tage” von Toni Jordan, übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, erschienen im Piper Verlag, 263 Seiten, 9,99 € (Taschenbuch)
Hört sich gut an. Ich weiß gerade nicht warum ich seit „Tausend kleine Schritte“ nichts mehr von ihr gelesen habe.