Rezension: Die Schwestern von Mitford Manor. Unter Verdacht von Jessica Fellowes


Für die aktuelle Wetter- und Stimmungslage kann ich „Die Schwestern von Mitford Manor. Unter Verdacht“ von Jessica Fellowes nur empfehlen, Herbstzeit ist einfach Krimizeit. Das Buch hat mich mit dem Chic der 20er Jahre, mutigen und hartnäckigen Frauenfiguren und einem spannenden Kriminalfall von sich eingenommen.

Die Geschichte spielt in London, 1920: die ehemalige Krankenschwester Florence Nightingale Shore wird in ihrem Zugabteil von London nach Hastings erstochen. Sowohl der Täter als auch das Motiv sind völlig unklar. Dieser Fall, über den in allen Zeitungen berichtet wird, weckt auch das Interesse der Mitford Schwestern. Die jungen Frauen beginnen über die Hintergründe nachzugrübeln und Ermittlungen anzustellen.

Der historische Hintergrund, der Handlungsort und die Ermittlerinnen aus gutem Hause, haben mich vorab etwas an Agatha Christie denken lassen. Das passt jedoch nicht so ganz. Die Verwicklungen der Figuren und auch die Ermittlungen sind nicht so fein und verwoben, wie bei der Queen of Crime.
Atmosphärisch kann die Geschichte allerdings durchaus mithalten. Das herrschaftliche Mitford Manor und die resoluten Schwestern werden mit viel Liebe zum Detail aber zum Glück nicht ausufernd beschrieben. Es werden vielmehr Szenen für alle Sinne aufgebaut: wir riechen, schmecken und fühlen das Anwesen, sind dadurch mittendrin.

Die vielen, eher kurzen Kapitel mit geschickt platzierten Cliffhangern sorgen außerdem dafür, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann und eigentlich immer noch schnell mindestens ein weiteres Kapitel lesen muss. Geschickt gemacht!

Wer oft Krimis liest und gern miträtselt, wird für meinen Geschmack lediglich von den viel zu deutlichen, manchmal schon irgendwie plumpen, Hinweisen gestört. Die verschiedenen Wendungen der Geschichte werden in steigender Intensität immer wieder angekündigt. Die letzten „Hinweise“ vor der jeweiligen Auflösung waren mir zu derb und eindeutig. Wer dann nicht schon längst weiß was kommt, dem ist nicht zu helfen.
Immer wieder habe ich gehofft, dass diese Hinweise geschickte Finten sind und die eigentliche Lösung sich doch noch anders gestaltet (auf diesen Kniff falle ich so gut wie immer rein), es war leider nicht so.

Für meinen Geschmack ist „Die Schwestern von Mitford Manor“ dadurch eher ein atmosphärisch ansprechender Wohlfühlkrimi als ein spektakulär ausgeklügelter Rätselkrimi. Für Leser von „Agathas Alibi“ von Andrew Wilson oder „Geheimnis in Weiß“ von J. Jefferson Farjeon tolle Unterhaltung.

 

„Die Schwestern von Mitford Manor. Unter Verdacht“ von Jessica Fellowes, übersetzt von Andrea Brandl, erschienen im Piper Verlag, 496 Seiten

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