Rezension: Picknick im Dunkeln von Markus Orths


“Picknick im Dunkeln” von Markus Orths war wohl der ungewöhnlichste Buchtipp, den ich in seit Langem bekommen habe.
Ich muss zugeben, dass ich zunächst gar nicht so begeistert über diese Empfehlung war.
Stan Laurel und Thomas von Aquin treffen sich?
Im Dunkeln?!
Und sie wissen nicht wo sie sind?
Und dann reden sie nur?
Aha.

Was sich für mich im ersten Moment im besten Fall unspektakulär im schlimmsten Fall völlig wirr anhörte, hat sich als echte Überraschung entpuppt. Ich habe das Buch an einem Wochenende nur kurz anlesen (und dann entsorgen) wollen, konnte es aber einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Die Geschichte ist rätselhaft und kreativ, leise komisch und ziemlich poetisch. Nicht weniger als um den Sinn des Lachens und des Lebens geht es, um den Glauben an sich selbst oder Gott. Die Diskussionen, die dabei entstehen, sind manchmal unterhaltsam, regen oft aber auch zum Nachdenken an. Diese Abschweifungen waren dabei keineswegs trocken und langweilig, sondern unterhaltsam und trotz einer manchmal etwas umständlicheren Sprache (anders kann ich das gar nicht beschreiben) funktionierten diese Exkurse perfekt.

Und es gibt ja schon noch mehr als die Dunkelheit. Mit allen Sinnen (außer eben dem Sehen, logisch!) tasten, schmecken, schnüffeln wir uns durch die Geschichte. Da muss man sich einfach ein bisschen überraschen lassen.

Zwei so spezielle Charaktere tragen den Roman, dass er einfach nicht mehr braucht. Ich wurde überzeugt.
Immer wieder führen Rückblenden in das jeweilige Leben der beiden großen Männer, wenn sie sich gegenseitig von ihrem Werdegang erzählen. Obwohl da 700 Jahre zwischen ihnen liegen und ihre jeweilige Passion nun wirklich nicht ähnlich ist, haben sie überraschend viel gemeinsam.

Besonders spannend fand ich die Stellen des Romans, in denen Stan Laurel dem Mönch erklärt wie Humor funktioniert und was Filme sind. Dann beschreibt Stan in glühendem Eifer immer wieder Szenen aus den Stan und Ollie Filmen. Natürlich sind Bücher immer darauf angewiesen, dass Bilder vor unserem inneren Auge entstehen, aber dies war “Kopfkino” im wahrsten Sinne. Innerhalb des Buches wurden Szenen aus Filmen beschrieben, die ich nie gesehen habe, aber dann doch irgendwie perfekt vor meinem geistigen Auge sehen konnte.

Bei den Überlegungen für diese Rezension scheiterte ich schon daran zu sagen, welchen Titeln dieses Buch wohl ähnelt. Das berühmte “Wer X mochte, mag auch diesen Roman?” kann ich hier beim besten Willen nicht beantworten. Mir fallen einfach keine ein. So ein ungewöhnliches Setting, so eine absurde Ausgangssituation habe ich noch in keinem Roman vorgefunden. Daher begnüge ich mich zu sagen, dass es ein Buch perfekt für neugierige Geister wie mich ist. Leser*innen, die immer nach den kleinen Wahrheiten in jeder Geschichte suchen und sich gern überraschen lassen wollen.

 

„Picknick im Dunkeln“ von Markus Orths, erschienen im Hanser Literaturverlag, 240 Seiten

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