Literarische Rätselbücher für fast jeden Geschmack
Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber gerade im Moment kann so ein Winterabend wirklich lang werden. Schon ohne eine globale Pandemie ziehen sich die Aktivitäten mehr ins Haus zurück. Die Abende werden dunkler, die Tage kalt und grau. Genau die richtige Zeit, um es sich drinnen gemütlich zu machen und seine Freizeit ganz ohne schlechtes Gewissen (dafür mit heißem Tee und vielleicht ein paar Plätzchen) auf dem Sofa zu verbringen.
Im Frühjahr habe ich hier schon einmal verschiedene Escape Books vorgestellt, die eher wie Escape Rooms für Zuhause funktionieren. Ihre Mechanik ist zum Teil sehr spannend, die Thematik aber noch ziemlich allgemein. Wobei mit Salem schon ein kleiner literarischer Bezug dabei war…
Jetzt, wo es auf die Weihnachtszeit zugeht, hab ich noch ein mal auf die Suche gemacht und nach passenden Büchern für Leseratten gesucht. Schöne Knobeleien für Leser*innen, als kleines Weihnachtsgeschenk (oder als Geschenk für sich selbst) passend für die Jahreszeit.
Vier Bücher habe ich ausprobiert, die ich dir heute vorstellen möchte. Einen Favoriten festzulegen ist dabei gar nicht so leicht, weil mir diesmal zwei Titel gleichermaßen, aber auf völlig unterschiedliche Weise, Spaß gemacht haben.
Kriminalfälle lösen mit Sherlock Holmes
Mein erster Favorit “Crime Miysteries – Sherlock Holmes” hat mich wirklich überrascht. Zwar steht im Untertitel “Lösen Sie 10 knifflige Kriminalfälle”, wie das konkret aussehen würde, konnte ich mir trotzdem nicht so recht vorstellen. Aber die Umsetzung ist wirklich unterhaltsam gelungen: jeder von Sherlock Holmes Fällen ist in drei kurze Abschnitte unterteilt, die jeweils mit einer Frage enden. Wir sollen versuchen die Gedanken des großen Detektivs nachzuvollziehen und zum Beispiel herausfinden woran zu erkennen ist, dass ein Zeuge wohl gelogen hat oder wo sich der Mörder aufhält. Dann erst lesen wir weiter im Fall. Das lösen der Fragen gelingt mit Hilfe von Hinweisen im Text und logischem Nachdenken. Keine klassischen Zahlen- oder Buchstabenrätsel in irgendeiner Form, sondern aufmerksames Lesen der kurzen Geschichten.
Das klingt jetzt vielleicht irgendwie langweilig, ist es aber gar nicht. Das Buch ist durchgehend farbig illustriert und versetzt durch seine etwas düsteren Zeichnungen und gekritzelten Kommentare am Buchrand in Krimistimmung. Literarisch ist das natürlich kein echter Sherlock Holmes und soll auch nicht so gelesen werden. Aber die Texte sind gerade detailliert genug, um die Atmosphäre nicht zu stören.
Die Fälle bestehen jeweils aus kurzen Abschnitten die sich auch mal zwischendurch lösen lassen. Das Buch insgesamt ist aber doch recht umfangreich und bietet ausreichend Knobeleien für einige Abende. Weil man die Fälle außerdem lösen kann ohne im Buch zu schreiben oder zeichnen, kann es danach auch problemlos weitergeben werden. Für alle Rätsel findet sich am Ende des Buches eine detaillierte Auflösung, manchmal habe ich die wirklich dringend gebraucht.
Eine Rätselsammlung für Jane Austen Fans
Mein zweiter Favorit ist das “Stolz & Vorurteil Rätseluniversum”. Wobei es eher ein Jane Austen Rätseluniversum ist. Erst mal: wie der Sherlock Holmes Titel ist auch dieses Buch durchgehend illustriert, aber gefühlt mit noch etwas mehr Liebe zum Detail. Ein bisschen kitschig, an alte Stiche erinnernd und in pastelligen Farben. Es macht einfach schon Spaß in diesem Buch herumzublättern.
Und man kann es auch genau so nutzen. Zwar sind die einzelnen Abschnitte nach den Romanen von Jane Austen benannt und beziehen sich auch auf deren Figuren oder einzelne Aspekte der Handlung. Aber man kann im Buch auch Seite für Seite springen und die Rätsel ganz nach Lust und Laune durchprobieren. Dadurch eignet sich das Buch noch ein bisschen mehr zum Knobeln für Zwischendurch und man hat den Drang es immer mal wieder zur Hand zu nehmen.
Die Rätsel an sich sind recht abwechslungsreich, wiederholen sich im Buch aber dann doch hin und wieder. Es gibt klassische Zahlen- und Wörterrätsel (jeweils in etlichen Varianten und Schwierigkeitsgraden), logische Ableitungen und diese alten “Finde die Unterschiede”-Rätsel.
Leider muss man an einigen Stellen ins Buch schreiben und kann es daher wirklich nur ein Mal verwenden. Für Fans von Jane Austen ist das aber sicher trotzdem ein nettes und ungewöhnliches Geschenk.
Kleine Rätselspielereien mit Alice im Wunderland und H.P. Lovecraft
Die nachfolgenden zwei Bücher können einfach schon in der Aufmachung und der Liebe zum Detail nicht ganz mit den beiden großen Büchern mithalten, sind aber deutlich günstiger und auch kleiner im Format. Also vielleicht sogar passend für den Adventskalender.
Die “Alice im Wunderland Pocket-Rätsel” haben mich erst gar nicht begeistert, dann aber doch stellenweise unerwartet viel Spaß gemacht. In diesem Büchlein wirken die Rätsel auf den ersten Blick sehr “hintereinander geworfen”, ein Konzept oder eine Handlung wie in den großen Büchern gibt es nicht. Zwar werden bei einigen Rätseln kurze Abschnitte der Handlung von Alice im Wunderland aufgegriffen, aber es fehlt insgesamt die Verbindung. Die Rätsel sind abwechslungsreich (Mathematik-, Wörter- und Logikrätsel), stehen aber jeweils auf einer Doppelseite ziemlich für sich.
Unerwartet viel Spaß hat es mir dann gemacht, als ich gemerkt habe, dass neben einigen doch sehr einfachen Rätseln und Standards (Labyrinthe und Wörterfinden etc.) auch immer wieder kleine Logikrätsel eingestreut sind, die sich doch sehr an der literarischen Vorlage orientieren und für die man die Geschichte gut kennen muss. Also eher eine kleine Spielerei, aber doch mit überraschenden Details. Weil viele Rätsel sich am besten direkt im Buch lösen lassen, kann man es (wie schon die Jane Austen Rätsel) nicht weitergeben.
Am schwächsten ist der literarische Bezug wohl im “Pocket Escape Book – Gefangen in Arkham”. Dieser Titel ist wieder (wie im ersten Beitrag) eher ein Escape Room im Buchformat. Zwar gefällt mir die Mechanik des Buches, aber mit er literaischen Vorlage hat es leider wirklich nicht zu viel zu tun.
Das Büchlein ist fast wie ein typisches Point and Click Adventure aufgebaut: Jedes Kapitel enthält den Grundriss einer Szenerie mit verschiedenen Objekten. Die Objekte haben Kürzel, welche sich mit verschiedenen Handlungsoptionen (Bewegen, Öffnen, Untersuchen) verbinden lassen und zu einem vierstelligen Code führen. Dieser wiederum führt zum Ergebnis der gewünschten Interaktion. Hört sich kompliziert an, ist aber recht eingängig. Im Buch allerdings eine ziemliche Blätterei. Da gefiel mir die Möglichkeit die Kombination der Codes über eine Seite im Handybrowser (also ohne eine App zu installieren) nachzuschlagen. Das Büchlein muss zum Spielen nicht beschriftet werden und kann daher weitergegeben werden.
Nach gut einer Stunde ist die Rätselei dann auch tatsächlich wieder vorbei. Entsprechend flach ist leider auch die Handlung. Für echte rätselbegeisterte Leseratten eher kein Tipp, aber vielleicht für Einsteiger bei den Escape Books. In dieser Machart gibt es nämlich noch einige andere Themen und durch das Spielen am Handy ist der Einstieg recht leicht.
Diese und andere Rätselbücher gibt’s bei Ullmann Medien, nähere Informationen findest du hier.
Das Sherlock Holmes Rätselbuch habe ich zu Weihnachten bekommen. Ich bin ein riesiger Sherlock-Fan (sowohl die Bücher als auch die Serie) und bin wirklich begeistert. Die Rätsel sind fordernd, haben dabei aber keinen super hohen Frustrationslevel. Hat mir und meinen Mitbewohnern in letzter Zeit definitiv den ein oder anderen langweiligen Abend gerettet.