Geschichte einer Legende
Vermutlich bin ich die einzige Leserin, die nach „Just Kids“ kein Fan von Patti Smith geworden ist. So, jetzt ist es raus.
Aber mich nervt das unsägliche Name-Dropping in ihrem Text. Ich sag’s euch, in meiner Biografie werde ich auch all meine coolen Follower*innen erwähnen, alle spannenden Menschen, die ich mal traf. Freut euch schon mal, mir folgen mittlerweile einige meiner privaten Held*innen.
Außerdem gibt’s in „Just Kids“ leider etliche gedoppelte Abschnitte. Ja, Robert hat zuerst mit dieser Polaroid-Kamera fotografiert, die kaum Einstellungsmöglichkeiten hatte. Ich habs kapiert.
Sorry, das waren die Teile, an denen ich kurz nörgeln musste, sie haben mich genervt und gebremst. Aber gleichzeitig hat mich die rastlose Kreativität dieser Autorin beeindruckt. „Just Kids“ ermöglicht einen Blick in den Kopf eines Menschen, der sich ganz der Kunst verschrieben hat.
Mich hat fasziniert, wie da Zweifel, aber auch absolute Selbstsicherheit nebeneinander stehen. Patti Smith schien nie an sich selbst zu zweifeln. Ihr Zweifel galt maximal der Frage, ob ihre Kunst gerade das ist, was in diesem Moment zu ihr passt.
Vielleicht hat sie mal den großen Wirbel nicht verstanden, den andere um eine neue Frisur oder einen neuen Song gemacht haben. Aber immer war sie überzeugt, dass sie eine Künstlerin sein muss. Egal wie.
New York in den 1970ern scheint außerdem eine bestimmte Sehnsucht für viele Leser*innen zu verkörpern. Und irgendwie erzählt „Just Kids“ auch eine Heldinnenreise: Patti Smith kommt aus einfachsten Verhältnissen, zieht allein nach New York, schlägt sich gegen schräge Dates und öde Jobs durch und wird zum gefeierten Star.
Neben der Geschichte einer absoluten Freundschaft beschreibt Patti Smith damit ein bisschen das, was sich wohl jeder manchmal wünscht: aus dem Alltag ausbrechen, etwas besonderes sein.
Egal also, ob ich ein großer Fan geworden bin oder nicht, ich habe großen Respekt dafür, dass sich Patti Smith als größtes Kunstwerk irgendwie selbst erschaffen hat.
„Just Kids. Die Geschichte einer Freundschaft“ von Patti Smith, übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann, erschienen im S. Fischer Verlag, 352 Seiten. Werbung: Wenn du mich unterstützen möchtest, kannst du das Buch (oder beliebige andere) über meine Partner genialokal, Hugendubel, Bücher.de kaufen.
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