Rezension: Honig von Ian McEwan


Gestern, am Tag der Blumenhä… also an Valentinstag, hing wohl bei Einigen gehörig Liebe in der Luft. Passend dazu möchte ich euch heute „Honig“ von Ian McEwan vorstellen. Ein Buch voll Liebe, Spannung und Literatur!
Und mit einem McEwan kann man ja sowieso nichts falsch machen. „Honig“ von Ian McEwan habe ich mir einfach blind in der Bibliothek vorbestellt. Ich habe schon „Abbitte“, „Solar“ und „Der Zementgarten“ von Ian McEwan gelesen und gerade die ersten Beiden gehören zu meinen Lieblingsbüchern. Klar, dass ich also auch das neue Buch dieses Autors unbedingt lesen wollte.


„Honig“ von Ian McEwan
Diogenes Verlag
448 Seiten
22,90 € (Hardcover)

 Serena Frome ist ein Mädchen aus gutem Haus. Ihr Vater ist Pastor, die Mutter auf die gute Bildung ihrer Töchter erpicht. Statt, wie es ihrer Leidenschaft entsprechen würde, Literatur zu studieren studiert Serena auf Drängen der Mutter Mathematik, zieht nach London und landet schließlich (über Umwege) beim MI5, dem britischen Geheimdienst. Dort wird sie wegen ihrer Leidenschaft für Literatur für einen ganz besonderen Auftrag ausgewählt: Operation „Honig“. Ein Vorhaben, das den kalten Krieg mit Mitteln der Kunst und Kultur voranbringen soll.
„Honig“ ist ein Buch, das man dreimal lesen muss. Einmal, um das große Ganze aufzunehmen, noch einmal, um den historischen Hintergrund ganz zu verstehen und alles richtig einzuordnen und am Schluss, um alle literarischen Anspielungen, Querverweise und alle genannten Werke mitzukriegen.
Ich gebe zu, dass mich Geschichte zwar sehr interessiert, ich aber ein unheimlich schlechtes Gedächtnis habe. Viele historische Details und zeitliche Abläufe kann ich mir beim besten Willen nicht merken, muss also immer nochmal nachschlagen. Da mich diesmal die Geschichte um Serena, ihre Liebschaften und ihr brisanter Auftrag so mitgenommen haben ist die Recherche zum historischen Hintergrund wirklich zu kurz gekommen. Das könnte ich dann wohl erst beim zweiten Lesen noch ganz aufnehmen. Spannend war es aber allemal. Geheimdienste, die sich Autoren und Künstler zu Nutze machen um die Regierung zu unterstützen oder eben den Feind schlecht aussehen zu lassen, eine seltsame und doch nicht weltfremde Vorstellung.
Trotz der politisch, historisch schweren Rahmenhandlung ist „Honig“ vor allem eins: spannend. Ich wollte unbedingt Wissen wo der Autor mit all dem hin will und wie Serenas innere Konflikte gelöst werden, dass sich ihre Probleme nicht einfach in Luft auflösen würden war abzusehen und es hat mich gefreut, dass diese Konflikte wirklich bis zum Ende ausgearbeitet wurden. Die Handlung baut sich ganz ruhig und undramatisch auf und trotzdem habe ich immer mehr das Gefühl bekommen, dass mir etwas entgangen ist, dass gleich irgendetwas Großes passieren wird. Am Ende ist das natürlich auch passiert…
„Honig“ hat mich begeistert, aber zugegebenermaßen nicht so sehr wie zum Beispiel „Solar“. Das lag unter anderem daran, dass ich zwar die Hauptprotagonistin Serena sehr sympathisch, ihren Liebhaber Tom aber unheimlich anstrengend fand. Serena ist intelligent und trotzdem ein bisschen naiv, sie wirkte nachdenklich und leidenschaftlich. Einfach ein faszinierender Charakter! Ihr Liebhaber hingegen wirkte die ganze Zeit nur eingebildet und überheblich, ein Intellektueller Schnösel, der sich selbst ziemlich wichtig nimmt. Ein seltsames Paar, bei dem ich mich sich ständig fragte, was sie an ihm finden mag.
Insgesamt hat mich „Honig“ aber mal wieder fasziniert. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass bei Ian McEwan jedes Buch ein Gesamtkunstwerk ist. Kein Gespräch scheint zufällig platziert und der Inhalt und die Form der Romane verbinden sich am Ende perfekt zu einem großen Ganzen. Dass mir der detaillreiche Schreibstil, der trotzdem so kurzweilig wirkt, gefällt brauche ich fast nicht zu erwähnen.

„Honig“ bekommt von mir 4 von 5 Leseratten, denn zwar hat mich das Buch nicht ganz so absolut mitgerissen, wie die anderen Bücher des Autors, aber es bot eine Menge Spannung und Liebe und das Thema war perfekt für mich.

2 Comments

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  1. 1
    Petzi

    Eine wunderbare Rezension. „Honig“ steht bei mir auch schon auf der gedanklichen Wunschliste, weil ich McEwan als Autor ebenso super finde. Es wird jetzt vielleicht nicht ganz nach oben rutschen, aber ich werd es auf jeden Fall irgendwann lesen.

    Liebe Grüße
    Petzi

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