Rezension: Die Stille über dem Wasser von Clara Salaman


Eigentlich bin ich ein unkomplizierter Leser und kann mich leicht auf das Konzept eines Buches einlassen, häufig sogar begeistern. Es ist wirklich selten, dass mich ein Buch komplett kalt lässt, noch seltener, dass es mich irgendwie ärgert. Bei „Die Stille über dem Wasser“ ist genau das passiert. Aus der spannenden Grundsituation, mit viel Konflikt- und Spannungspotenzial, wurde einfach mal nichts gemacht. Ärgerlich!

„Die Stille über dem Wasser“ von Clara Salaman
368 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)

Johnny und Clemency sind jung, schwer verliebt und frisch verheiratet. Die beiden sind in ihren Flitterwochen in der Türkei unterwegs, als sie auf Annie und Frank treffen. Die beiden Aussteiger leben mit ihrer kleinen Tochter auf einem Boot und sind ebensolche Abenteurer wie Johnny und Clem. Annie und Frank nehmen das junge Paar auf ihrem Boot für ein Stück der Reise auf. Zwischen den beiden Paaren baut sich eine immer angespanntere Situation auf, die schließlich zu eskalieren droht.

Ich mag spannende Geschichten, die sich auf Grund reduzierter Protagonisten und Handlungsorte ergeben. Diese mit einfachsten Mitteln erzeugte Spannung ist in meinen Augen eine echte Kunst. In „Die Stille über dem Wasser“ habe ich eine solche Szenerie erwartet. Fünf Menschen auf dem beengten Raum eines Bootes, Windstille auf dem offenen Meer. Alleine das Setting ist wunderbar! Die Geschichte hat sich für mich aber zu einer echten Flaute entwickelt. Da ist nicht nur die metaphorische Windstille in der Geschichte, die ganze Handlung wird zu langsam und zu gemächlich entwickelt. An einigen wenigen Stellen schien sich eine subtile Spannung aufbauen zu wollen, durch die vielen banalen Beschreibungen und langatmigen Passagen kam aber jede Anspannung schnell wieder abhanden.
Das Buch hätte vielleicht auch über die spannende Frage, welche Version der Geschichte „wahr“ ist, begeistern können. Allein, dafür wurden die wenigen echten Geheimnisse zu eindeutig gelüftet, für die wenigen Unklarheiten mangelte es an Alternativen. Ich liebe solche Gedankenspiele im Verlauf eines Buches eigentlich, hier blieb nichts was meine Phantasie beschäftigt hätte.
Vielleicht liegt es auch an den Protagonisten des Buches, dass mich das alles beim Lesen Stück für Stück mehr genervt hat. Johnny ist ein recht sympathischer Hauptcharakter, trotzdem sind alle Charaktere sehr stereotyp und einfach gestrickt. Jeder hat seine Funktion für die Geschichte, viele Facetten blieben da nicht übrig. Muss ich erwähnen, dass die Handlungen der einzelnen Charaktere manchmal mehr als unlogisch und nicht nachvollziehbar sind?
Ob die gelegentlich eingeschobenen Rückblenden in Clemencys Kindheit oder die verschiedenen Sexszenen jetzt irgendeinen wesentlichen Beitrag zur Geschichte geleistet haben (der mir entgangen sein muss) kann ich nicht sagen. Gerade die Einschübe hin zu Clemencys Kindheit erwecken permanent den Eindruck, dass da noch irgendeine Verbindung gezogen, ein Geheimnis gelüftet wird. Keine Angst, da kommt nix.
Es fällt mir schwer, ein Buch derart schlecht zu bewerten, wenn ich die eigentliche Grundidee und den Ansatz so sehr mag. Die Umsetzung in diesem Buch hat mich aber einfach auf ganzer Linie enttäuscht und von der psychologischen Tiefe, von der gerade andere Rezensenten oft schwärmen, habe ich nicht viel gespürt. Ich vergebe 1 von 5 seekranken Leseratten.


Das Buch in einem Tweet: Das war wohl nix: „Die Stille über dem Wasser“ war ne echte Flaute für mich. Gute Idee mit fehlender Spannung & blöden Charakteren zerstört.

2 Comments

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  1. 1
    Melissa

    Ich hab das Buch letztes Jahr, glaub ich, gelesen und rezensiert. Mich konnte es auch nicht begeistern, obwohl ich sehr neugierig auf das Buch war. So schlecht wie du habe ich es allerdings nicht bewertet :-) Bei wurden es, glaub ich, drei Sterne. Aber die Grundidee wurde wirklich nicht ausgeschöpft…

    • 2
      Alexandra

      :D Ich konnte nicht anders, jedesmal wenn ich nach den guten Aspekten gesucht habe, hat mich wieder eine dusselige Handlung genervt und aaaaah… ich bin WIRKLICH ein Leser der sich leicht mitreißen lässt und ich mag diese Art von Szenerie, wenn da nix ankommt bleibt nichts anderes als die eine kranke Ratte ;-)

      LG Alex

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