Rezension: Girl on the Train von Paula Hawkins


Um „Girl on the train“ kam man in der letzten Zeit eigentlich kaum herum. Schon ohne (wie ich) völlig auf diese „Fenster zum Hof“-Stories abzufahren, wurde man von diesem Buch förmlich überrollt. Auf Facebook und Twitter, ja eigentlich überall tönte es davon. Zusammen mit meiner persönlichen extremen Neigung zu dieser Art Geschichte, zu Hitchcock und Spannung mit einfachsten Mitteln, war die Neugier unbeschreiblich groß.

girl_on_the_train„Girl on the Train – Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich” von Paula Hawkins
Blanvalet Verlag
448 Seiten
12,99 € (Broschiert)

Jeden Morgen fährt Rachel aus ihrem Londoner Vorort mit dem Zug in die Innenstadt zur Arbeit. Vor ihrem hektischen Tag ist die tägliche Fahrt eine kurze Verschnaufpause. Auf ihrem Weg hält der Zug häufig an einer bestimmten Stelle, gleich bei einigen Wohnhäusern. So hat Rachel ausgiebig Zeit, die Häuser dort zu betrachten und sich Geschichten zu ihren Bewohnern zu überlegen. Ein Paar hat es ihr besonders angetan. Umso schockierender, als gerade die junge Frau, die Rachel so gern beobachtet, in den Medien plötzlich als Verschwunden gemeldet wird. Und war da nicht eine seltsame Beobachtung, wenige Tage zuvor?

Die Szenerie dieses Buches ist so alltäglich und einfach, aber gleichzeitig spannend, dass es mich einfach nur begeistert hat. Irgendwie kennt wohl jeder diese Gedanken und Vorstellungen über das Leben hinter fremden Fenstern. Zwar ist die Situation hier ziemlich überspitzt dargestellt und eine ganze Menge „Zufälle“ sind nötig, um alle Elemente der Geschichte so flüssig zu verbinden, aber immer bleibt die Vorstellung, dass das alles aus einer ganz alltäglichen Situation entstanden ist. Logisch, dass man als Leser da mit Rachel mitfiebert und unbedingt erfahren will, was mit der jungen Frau geschah.
Wie sich im Verlauf der Geschichte dann die eigentliche Wahrheit offenbart und immer mehr von den Vorstellungen der Protagonistin abweicht, hat eine ganz eigene Dramatik und Spannung.
Neben der eigentlichen „Kriminalgeschichte“ geht es in „Girl on the Train“ aber vor allem um Wahrheit und Erinnerungen, um Einsamkeit und Alkoholismus. Eine irgendwie bedrückende Mischung, die dem Buch aber auch eine ganze Menge Wucht und Spannung verleiht.

Man merkt es schon, für mich lebte diese Geschichte vor allem durch ihre Spannung. Zwar ist die Handlung ein wenig konstruiert, für mich war das Buch aber ein echter Pageturner. Die vielen Kontraste, zwischen Erinnerung und Wahrheit oder auch nur zwischen der eigenen Vorstellung und den eigentlichen Tatsachen, hat mich unheimlich gefesselt.

Unterm Strich bekommt „Girl on the Train“ von mir 4 von 5 Leseratten. Es waren einfach zu viele Zufälle und Winkelzüge nötig, um die Geschichte so glaubhaft „hinzubiegen“, das hätte ein wenig eleganter gehen müssen. Für Fans ruhiger Spannung ist das Buch trotzdem ein echter Lesetipp.

1 comment

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  1. 1
    Zeichentonbil

    Nach meinem Buchhändler des Vertrauens bist du nun schon die zweite, die das Buch positiv bespricht. Irgendwie erinnert mich das Cover aber zu sehr an „Gone Girl“, was ich persönlich furchtbar zu lesen fand. Vllt leihe ich mir mal in der Bücherei aus, vor einem Kauf schrecke ich etwas zurück…

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