Rezension: Miss Lizzie von Walter Satterthwait


In letzter Zeit lese ich immer weniger Krimi und Thriller. Mit den üblichen Klischees („Der Gärtner war’s!“) kann ich nicht mehr viel anfangen und kluge Krimis á la Keigo Higashino (hier oder hier) sind rar gesät. Als die liebe Sarah, a.k.a. Pinkfisch, via Twitter „Miss Lizzie“ empfahl, war ich sofort hellauf begeistert.

Miss_Lizzie„Miss Lizzie“ von Walter Satterthwait
dtv Verlag
333 Seiten
7,95 € (Taschenbuch)

Miss Lizzie ist eine kleine, stille ältere Dame. Sie trägt gern schwarz und lebt recht zurückgezogen. Trotzdem ranken sich um sie, oder besser gesagt um ihre Vergangenheit, düstere Geschichten. Jedes Kind kennt den Spottvers:

„Lizzie Borden mit dem Beile
Hackt Mama in 40 Teile.
Das Ergebnis freut sie sehr;
Bei Papa wird’s ein Teil mehr.“

Und so ist auch jedes Kind davon überzeugt, dass Miss Lizzie eine kaltblütige Mörderin ist. Als die dreizehnjährige Amanda ihre neue Nachbarin Lizzie trifft, weiß sie wenig von deren Vergangenheit. So lernt sie ganz unbefangen eine freundliche Frau kennen, die ihr dann auch wunderbar zur Seite steht, als Amandas Stiefmutter grausam ermordet wird. Gemeinsam versuchen die Beiden diesem schrecklichen Verbrechen auf die Spur zu kommen.

Der Roman spielt in den Sommertagen des Jahres 1921 in einem schicken Ferienort an der amerikanischen Ostküste. Die Atmosphäre ist träge sommerlich, die Figuren elegant und die Dialoge intelligent. Alles verströmt eine ruhige und gleichzeitig sowohl spannende als auch humorvolle Stimmung. Binnen weniger Seiten war ich in dieser besonderen Kulisse versunken.
Unsere ich-Erzählerin nimmt uns ganz unvermittelt mit in ihre Geschichte. Zwar erzählt Amanda die Erlebnisse jenes Sommers als eine Retrospektive, der Charme des jungen Mädchens und ihre teilweise Naivität sind trotzdem toll dargestellt. Dadurch sind auch die Beschreibungen der Freundschaft zwischen dem Kind und der älteren Dame so berührend. Egal wie viele Jahre auch zwischen den beiden Charakteren liegen, im Laufe der Geschichte merkt man, dass beide viel gemeinsam haben.

Wer blutige Verbrechen und actiongeladene Handlung liebt, wird mit „Miss Lizzie“ nicht viel anfangen können. Trotz des schlimmen Verbrechens im Zentrum der Geschichte ist die Handlung zum Großteil heiter und ruhig. Spannung gibt es, wie schon erwähnt, dennoch genug. Die Figuren versuchen gemeinsam dem Verbrechen auf den Grund zu gehen. Dafür werden viele wunderbar detaillierte und intelligente Dialoge geführt. Stück für Stück lernen wir dadurch die verschiedensten Persönlichkeiten des kleinen Örtchens kennen und kommen so, zusammen mit den Hauptfiguren, der Wahrheit auf die Spur. Toll gelungen ist die Auflösung vieler Andeutungen am Ende der Geschichte. Auf kleinste Nebenbemerkungen wird eingegangen und wirklich alles am Ende schlüssig verknüpft.

Für mich war „Miss Lizzie“ ein echter Geheimtipp und Urlaub vom Krimi-Mainstream-Neuerscheinungs-Einerlei. Ein wunderbares kleines Buch, das gelesen werden will! Von mir 5 von 5 Leseratten.

Das Buch in einem Tweet: „Lizzie Borden mit dem Beile…“ ich folge gern dem Tipp von @pinkfisch und lege jedem „Miss Lizzie“ ans Herz. Ein Krimi mit Spannung & Humor.

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