Rezension: Der dunkle Grund des Sees von Stefanie Kasper


In “Der dunkle Grund des Sees” verwebt die Autorin geschickt wahre Ereignisse, wie die Anstauung des Forggensees in den 1950er Jahren, mit dem fiktiven Drama um das spurlose Verschwinden einer Familie. Dadurch entsteht ein ruhiger und dennoch spannender Krimi, der aber leider nicht viel Neues mit sich bringt.

Als Isabels Adoptivmutter Elisa stirbt, macht sie sich getrieben von Schuldgefühlen und Neugier daran die Geschichte ihrer Familie zu erforschen. Als 1954 der Foggernsee angestaut wurde, verschwand Elisas ganze Familie spurlos. Ihren letzten Wunsch, das Schicksal der Eltern und Schwester aufzuklären, möchte Isabel nun unbedingt erfüllen.
In wechselnden Abschnitten verfolgen wir die Geschichte von Isabels Nachforschungen in der Gegenwart und den Ereignissen 1954. Ein wenig klischeebeladen sind leider beide Perspektiven: die Vergangenheit erzählt eine spannende Geschichte, ist aber voll von Dorfklüngel und den dazu passenden Figuren. Die engstirnige Großelterngeneration, amerikanische Besatzer und verbotene Beziehungen. Schön arrangiert und dennoch alles nicht neu.
Ähnlich erging es mir bei den Abschnitten in Isabels Gegenwart. Ihre Nachforschungen sind spannend und ruhig aufgebaut, alles könnte so schön sein. “Doch die Suche nach der Wahrheit, bringt die junge Frau in Gefahr.”  Das wirkt arg konstruiert und ist zudem in meinen Augen völlig unnötig, auch ohne diese erzwungene Bedrohung hätte die Geschichte doch genug gefesselt.

Denn eigentlich sind es die ruhigen Passagen, die Gespräche der Figuren und Betrachtungen über den See und seine Geschichte, die mich doch durchweg interessiert haben. Auch Isabel (unsere Hauptfigur und Dreh- und Angelpunkt der Geschichte) mit ihrer Sozialphobie gibt dem Buch eine besondere Perspektive. Ihre Probleme im Umgang mit Menschen und wie sie diese versucht zu überwinden, geben ihr Tiefe und lassen sie als Charakter bedeutsam erscheinen.

Sprachlich ist “Der dunkle Grund des Sees” eher unaufgeregt, eine direkte Sprache die ohne viele Schnörkel oder Metaphern auskommt. Ganz geradeaus erzählt und mit einem schönen Tempo, kommt im Buch keine Langeweile auf. Die Hoffnung jedoch, dass am Ende die Verknüpfung der einzelnen Teile der Handlung zu einem großen Aha-Erlebnis führen, hat sich leider nicht bewahrheitet. In sich zwar logisch aber seltsam erwartet kommt die Geschichte zu ihrem Ende.

Ein Buch genauso geeignet für träge heiße Tage auf der Sonnenliege, wie für regnerische Herbstabende. Angenehmes Krimifutter, unblutig und spannend, aber ein wenig unspektakulär. Insgesamt doch zufriedene 3 von 5 Leseratten.

“Der dunkle Grund des Sees” von Stefanie Kasper, erschienen im Goldmann Verlag, 380 Seiten, 9,99 € (Taschenbuch)

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