Buchtipp: Bestseller. Bücher, die wir liebten – und was sie über uns verraten. von Jörg Magenau


Beobachtest du auch so gern andere Leser in der Öffentlichkeit? Was denkst du dir dabei, wenn du die Titel ihrer Lektüre erkennen kannst? Irgendwie sagen doch unsere Bücher immer auch etwas über uns aus. Meine Bücher zum Beispiel verraten, dass ich ein nachdenklicher Mensch bin, der sich gern in die verschiedensten Perspektiven versetzt. Sie erzählen aber auch über meine verschiedensten Ängste, meine Neugier und meinen Wunsch nach “Happy Ends”.

In “Bestseller” erklärt Jörg Magenau was die Bücher, die “wir Deutschen” liebten, über uns verraten. In seinem Buch präsentiert er einen Querschnitt erfolgreicher und bedeutsamer Bücher von 1945 bis heute. Die Bestsellerlisten dienen dabei als Stimmungsbarometer um die Themen, Wünsche und Sehnsüchte zu erfassen, die uns über die Jahrzehnte umtrieben.

Der Autor arbeitet dabei die Bücher nicht einfach einzeln chronologisch ab, sondern stellt sie in Bedeutungsgruppen zusammen, gibt ihnen einen Kontext. Die verschiedenen Kapitel beinhalten so immer Bücher, die durch ihr Thema oder von einem bestimmten Zeitgeist verbunden sind. Die Kapitel lesen sich wie Essays, die man einzeln oder auch am Stück verspeisen kann, ganz wie Lust und Aufmerksamkeit es zulassen.

Ich finde es dabei ein bisschen schade, dass der Schreibstil des Buches nicht leichter zugänglich ist. Ich befürchte, dass eine Menge Leser viel zu früh aufgeben könnten und diesen Schatz nie ganz genießen werden. Ich selbst habe mir enorm viel Zeit gelassen, immer wieder einzelne Kapitel durchgearbeitet und dann wieder für Tage oder gar eine Woche pausiert. Und ja, ich habe dieses Buch wirklich durchgearbeitet. Ich habe wie wild markiert, um mir die vielen interessanten Fakten und schönen Wahrheiten über das Lesen und uns Leser zu behalten. Ich habe einige Titel recherchiert und mich in ihren Themen total vertieft. Es war ein anstrengendes Lesen, hat sich für mich aber völlig gelohnt.

“Bestseller” ist kein lockeres Buch über Bücher, das man mal eben nebenbei durchliest. Es dient auch nicht als “Kunden, die kauften kauften auch”-Tippgeber oder reine Inspirationsquelle auf der Suche nach dem nächsten guten Buch.

Natürlich habe ich durch die Beschreibungen des Autors auch mal Lust auf das ein oder andere Buch bekommen. Vor allem aber habe ich etwas darüber gelernt, Bücher in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Mich zu fragen, warum ein Buch gut “funktioniert” oder wieso es in einer bestimmten gesellschaftlichen oder politischen Situation so besonders gefragt ist. Ich habe vieles über die Deutsche Geschichte, über Emanzipation und das Lesen gelernt und gerade durch diese Vielfalt das Buch als solche Bereicherung erlebt.

Vielleicht ist es einfach das passende Buch für Leser wie mich: ich habe nichts in dieser Richtung studiert, möchte aber auf angenehme Weise möglichst viel über Literatur lernen und verstehen.

 

“Bestseller” von Jörg Magenau, erschienen im Hoffmann und Campe Verlag, 286 Seiten, 22,00 € (Hardcover)

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