Rezension: Maschinen wie ich von Ian McEwan


Ich liebe Ian McEwan. So, jetzt ist es raus. Mit dem letzten Roman, den ich von ihm las („Nussschale“), habe ich zwar ziemlich gehadert, aber mit „Maschinen wie ich” hat dieser tolle Autor mich mal wieder komplett überzeugt. Es ist ein unterhaltsames, witziges, spannendes (auch moralisch spannendes) Buch für Fans jeden Genres!

Was wäre wenn?

Der Roman spielt vor dem Hintergrund einer alternativen Zeitgeschichte. Ich liebe liebe liebe solche Gedankenexperimente! In der alternativen Geschichte im Buch ist das Internet und künstliche Intelligenz bereits in den 80er Jahren weit ausgereifter als bei uns. Das kam so weil Alan Turing (schaut euch “The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben” unbedingt an um mehr über ihn zu erfahren, eine unglaublich faszinierende Geschichte!) sich nicht wegen seiner Homosexualität einer chemischen Kastration unterziehen lassen musste und daher keinen Selbstmord beging. Vielmehr wurde sein Genie anerkannt und seine Beiträge zur Forschung brachten die Wissenschaft daraufhin in Fahrt. Eine tolle Parabel dazu, dass Ausgrenzung scheiße ist und gerade kluge Köpfe kaputt macht!

Weiter zum Roman…

Der Roman erzählt von Charlie, einem sympathischen aber eher erfolglosen jungen Mann, der es nie so recht schafft sein Leben in geregelte Bahnen zu lenken. Von einer kleinen Erbschaft kauft sich Charlie einen humanoiden, täuschend echt aussehenden Roboter der ersten Generation – einen Adam. Um seine schöne Nachbarin zu beeindrucken und sie endgültig für sich zu gewinnen, schlägt Charlie vor Adam gemeinsam zu programmieren.
Doch statt ihr Leben zu vereinfachen, macht der alles komplizierter. Der eigentlich als elektronische Putzkraft angeschaffte Roboter (mit einer fortgeschrittenen künstlichen Intelligenz ausgestattet) beginnt sich in die junge Frau zu verlieben.

Digitale Liebe

Kann sich ein Roboter überhaupt verlieben? Was ist Liebe und was benötigt es, um sie zu empfinden? Richtig abgefahren wird es, als dann auch noch die Frage gestellt wird, was schwerer wiegt: Moral, Gefühle oder Logik? Bewertet das ein liebendes Herz anders als ein liebender Prozessor? So führt der Roman unglaublich klug durch verschiedene spannende Fragen unserer Zeit.

Mich hat Ian McEwan mit diesem Buch wirklich durchgeschüttelt. Ich glaube es wird in Zukunft immer wichtiger, sich diese Fragen zu stellen, schon für selbstfahrende Fahrzeuge wird im Moment ein moralischer Kompass ausgehandelt. Für mich eine große Leseempfehlung, über die ich noch lang nachgedacht habe. Für neugierige, humorvolle, skeptische Leser jeden Genres – denn neben dem etwas Science-Fiction-artigen Setting gibt es einigen Humor (Charlie ist wirklich ein Loser, seine Bemühungen herzzerreißend komisch), digitale und menschliche Romantik und Spannung!

 

„Maschinen wie ich“ von Ian McEwan, übersetzt von Bernhard Robben, erschienen im Diogenes Verlag, 416 Seiten

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