Rezension: Das Dorf der Mörder von Elisabeth Herrmann


Nach meinem letzten Problem mit Skoobe „einfach wild drauflos lesen“ habe ich diesmal gezielt nach einem Wunschlistenbuch gesucht und hatte Glück! „Das Dorf der Mörder“ hat mich im Urlaub begleitet und bildete trotz der anhaltenden Thriller- und Krimimüdigkeit wiedermal einen schönen Höhepunkt.

„Das Dorf der Mörder“ von Elisabeth Herrmann
480 Seiten
19,99 € (Hardcover)

Im Berliner Tierpark werden die Besucher von einem furchtbaren Anblick geschockt: im Gehege der Pekaris (quasi brasilianische Wildschweine) wird eine menschliche Leiche von den wütenden Tieren zerfetzt. Mitten im Trubel erreicht die Streifenpolizistin Sanela Beara den Ort des Geschehens. Statt nur die Situation zu sichern, wird sie von dem Fall unglaublich angezogen und ermittelt weit über ihre Kompetenzen hinaus. Dabei lässt sie nicht locker obwohl schnell eine Verdächtige ausgemacht wird.

Nicht nur die Ermittlungen von Sanela Beara sondern auch die psychologische Arbeit zweier Gutachter mit der Verdächtigen machen den Hauptteil des Buches aus. Dabei gehen die Psychologen von der bewiesenen Tat aus, während die junge Streifenpolizistin immerwährend nach weiteren Möglichkeiten forscht. Auch die Kapitel werden aus diesen wechselnden Perspektiven erzählt und halten so die Handlung immer spannend. Denn natürlich wird die Perspektive immer genau dann gewechselt, wenn gerade eine spannende Entdeckung bevorsteht. Das ist gemein, macht aber unglaublich süchtig. Vor allem da die Kapitel angenehm kurz, aber nicht zu knapp sind, entsteht ganz schnell dieser „nur noch ein Kapitel“-Sog. Ihr kennt das.
Die Mordmethode in diesem Krimi ist ungewöhnlich, ziemlich blutig und steht zur angenehmen Abwechslung nicht im Zentrum des Buches. Es gibt keine langen, grausamen Beschreibungen sondern zwar einige brutale Szenen, aber eine recht sachliche Darstellung der Geschehnisse. Dadurch wirkt das ganze auf mich deutlich authentischer als diese Aufmerksamkeit-heischenden Krimis und Thriller, von denen mein Opa sagen würde „die musst du gerade halten, sonst tropft das Blut raus!“.
Von der Streifenpolizisten, über den Psychologen bis hin zur Verdächtigen Charlotte Rubin sind außerdem alle Charaktere interessant beschrieben, haben nachvollziehbare Stärken und Schwächen und geben trotzdem nicht alle Geheimnisse sofort preis. Eine angenehme Mischung.
Besonders angetan hat  es mir die düstere Symbolik innerhalb der Geschichte. Schnell kommen die Erinnerungen der Verdächtigen an ihre Kindheit in einem einsamen brandenburgischen Dorf ins Zentrum der Ermittlungen. Die Bilder dieser Abschnitte sind deutlich und düster: bellende Hunde, Blut, Schweine, ein verfallener Hof. Es ergeben sich verschiedene Verbindungen durch diese Symbole und alles zusammen bildet eine spannende Atmosphäre. Der Schreibstil ist passend dazu bildreich und kurzweilig, trägt die Atmosphäre schön weiter und greift die Symbolik auf.
Negativ aufgefallen sind mir lediglich einige Ungereimtheiten beim Verhalten der Protagonisten. Zwar war ihre Motivation immer klar, ab und zu wirkte ihr Verhalten aber einfach konstruiert und etwas unglaubwürdig. Vor allem die junge Ermittlerin hätte wohl eine andere Position innehaben müssen, um so zu agieren.

Insgesamt vergebe ich 4 von 5 wirklich zufriedenen Leseratten. Von der beklemmenden Atmosphäre und tollen Spannung möchte ich sofort MEHR. Ich habe mir auf Skoobe also gleich ihre übrigen Bücher vorgemerkt.

Das Buch in einem Tweet: Ein angenehm strukturierter, spannender und düsterer Krimi mit leichten Schwächen. „Das Dorf der Mörder“ hat mich trotzdem begeistert.

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