Rezension: Sehr geehrter Herr M. von Herman Koch
Mit „Sehr geehrter Herr M.“ habe ich mir mal wieder ein Buch rund um Autoren und die Vermischung von Literatur und Wirklichkeit herausgesucht. Zwar bin ich von der Idee der Geschichte nach wie vor überzeugt, allein die Umsetzung konnte mich nicht begeistern.
„Sehr geehrter Herr M.“ von Herman Koch
Kiepenheuer & Witsch
400 Seiten
19,99 € (Hardcover)
M.s letzter Bestseller ist schon eine Weile her. Jetzt hält er sich mit Neuauflagen über Wasser und pflegt seinen leidlichen Ruhm mit möglichst vielen Interviews und Galaterminen. Sein größter Erfolg, ein Werk basierend auf einem wahren Kriminalfall, wird nun sein größtes Ärgernis. Ausgerechnet zu diesem Werk bekommt der Autor nämlich von einem unbekannten Schreiber neue Informationen zugespielt, die ihm ganz und gar nicht in den Kram passen.
An sich gefiel mir die Idee des Buches gut: die Handlung bewegt sich in der Literaturszene Amsterdams, streift das Autoren- und Verlegerleben und würzt alles mit einer spannenden Kriminalgeschichte. Leider ist es aber eben diese Kriminalgeschichte, die dann für mich zu schnell an Spannung verlor.
Der Einstieg in die Geschichte über den Brief des unbekannten Schreibers baut Erwartungen und Spannung auf, die der Rest des Buches nicht zu halten vermag. Zwar stimmen die Zutaten, der Funken wollte bei mir allein nicht überspringen. Sowohl in den Rückblenden, als auch den Monologen des Unbekannten verliert sich die Handlung immer mehr in Nebensächlichkeiten. Die Spekulationen rund um das vermeintliche Verbrechen der beiden Schüler hätte viel mehr Konfliktpotenzial geboten. Das wurde nicht genutzt und noch dazu mit einem sehr sachlichen Schreibstil recht trocken verpackt.
Leider waren auch die Figuren durchweg nicht dazu geeignet an die Geschichte zu fesseln. Zwar ist der Charakter des M natürlich bewusst unangenehm gestaltet, aber auch alle übrigen Figuren wecken keine Sympathie. So blieb ich die gesamte Lektüre hinweg sehr distanziert und konnte mich auf die Besonderheiten der Charaktere nie so richtig einlassen.
Unterm Strich hat Herman Koch eine Geschichte geschrieben, deren interessante Grundidee mich überzeugte, aber mich weder fesseln noch mit besonderer Atmosphäre begeistern konnte. Alles etwas zu sachlich und trocken für meinen Geschmack, daher nur ganz subtile 2 von 5 Leseratten.
Das Buch in einem Tweet: Bei „Sehr geehrter Herr M“ stimmen die Zutaten, die Zubereitung war leider nicht nach meinem Geschmack, es fehlen Spannung und Sympathie.
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